Abschied – Gaudenz Zemp musste nun selber auf den «Heissen Stuhl»

Als Gaudenz Zemp, der scheidende KGL-Direktor, zum letzten Programmpunkt kam, sagte er: «Jetzt gebe ich die Moderation für immer ab.» Doch so einfach kam der 61-Jährige, der seit September als Gemeindepräsident von Horw arbeitet, bei seiner offiziellen Verabschiedung nicht davon. Sein Nachfolger Jérôme Martinu hatte eine Überraschung parat, mit der Gaudenz Zemp nicht gerechnet hatte.

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Er habe in all den Jahren so manches Regierungsmitglied auf der Bühne dieser Impulsveranstaltung grilliert. «Darum ist es jetzt an der Zeit, den Spiess umzudrehen.» Mit dieser süffisanten Einleitung bat Jérôme Martinu seinen Vorgänger, selber auf dem heissen Stuhl Platz zu nehmen.

Auf dem Screen wurde ein KI-Bild von Gaudenz Zemp mit weit aufgerissenen Augen gezeigt, der sich augenscheinlich fürchtete vor dem, was da kommen sollte. «Und, wie fühlt es sich auf dem heissen Stuhl an?», fragte Jérôme Martinu seinen Gesprächspartner. «So wie auf dem Bild gezeigt», entgegnete Gaudenz Zemp.

Wer weiss schon, wo Horw liegt?
Zur Belustigung des Publikums lehnte Jérôme Martinu seine Moderation an die vorangegangene von Gaudenz Zemp mit Regierungsrat Armin Hartmann an. Er wies darauf hin, dass die Fragen nicht immer zu hundert Prozent politisch korrekt seien, auch satirisch sein sollten. «Frei nach dem elften Gebot: Du sollst nicht langweilen.»

Gaudenz Zemp wohne und schaffe im steuergünstigen Horw. «Aber Hand aufs Herz: Wer weiss denn hier drin schon, wo Horw liegt?». Wieder hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Der abgetretene KGL-Direktor sei in eine CVP-Familie in Entlebuch hineingeboren worden, die einen Bundesrat hervorgebracht hatte. Der Gourmet sei stolzer sechsfacher Grossvater.

Bashing gegen Verwaltung?
Zunächst behauptete Jérôme Martinu, dass Gaudenz Zemp überall herumerzählt hatte, er wolle weg vom KGL, weil er ein hammerscharfes Büro haben möchte und blendete dazu ein Bild des Büros im Horwer Gemeindehaus ein. «Aber ich habe einen anderen Verdacht: Du wolltest Dir nochmals einen Lebenstraum erfüllen, in dem Du in Horw die Schnupf-WM eröffnen durftest. Stimmt das?»

Gaudenz Zemp erzählte, dass er es in seinem Berufs- und Privatleben immer gerne bodenständig und unkompliziert habe. «Wenn ich heute in die Welt hinausschaue und mir erst recht Social-Media-Kanäle zu Gemüte führe, beschleicht mich das Gefühl, dass die meisten Menschen spinnen. Im Kreis des KGL war ich aber immer unter normalen Menschen, die etwas bewegen wollen. Genau das Gleiche darf ich nun auch in Horw erleben.» Es sei eine schöne Aufgabe, die ihm Spass mache.

Doch sein Nachfolger hakte nach, dass sich Gaudenz Zemp immer wieder pointiert über behäbige, langsame und langweilige Verwaltungen geäussert habe. Sie würden das Volksvermögen verbrennen. «Und nun arbeitest in einem 70-Prozent-Pensum, das nur unwesentlich höher ist als das einer durchschnittlichen Lehrperson im Kanton Luzern, für die Gemeinde Horw. Hast du dich wirklich freiwillig auf diesen Prügelweg begeben?» Gaudenz Zemp stellte in Abrede, dass er ein Bashing gegen die Verwaltungen im Kanton betrieben habe. «Ich habe mich immer scharf gegen links geäussert, aber als KGL-Direktor durfte ich immer mit Mitgliedern der kantonalen Verwaltung zusammenarbeiten, die vorwärts machten. Die Verwaltung des Kantons Luzern arbeitet gut und effizient, und ich kann nach zwei Monaten sagen, dass es auch in Horw nicht anders ist.»

Beispiellose politische Niederlage
Jérôme Martinu kam auf die Verkehrskonferenz des TCS zu sprechen: «Davon gibt es einen Schnappschuss, wie du sanft lächelnd neben dem Parkplatzräuber und Stapi stehst. Schon davor sollst du ziemlich handzahm argumentiert haben. «Ist das deine politische Läuterung?» Er habe den Abend noch in vitaler Erinnerung, führte Gaudenz Zemp aus. «Der Stapi ist mein Pendant aus der Stadt und kein Mitglied der Verwaltung, sondern ein Politiker. Ich habe an diesem Anlass deutlich gesagt, was ich von der städtischen Verkehrspolitik halte. Denn es erschliesst sich mir nicht, wie zum Beispiel die Erreichbarkeit des Luzerner Theaters erhalten werden soll. Diese Position habe ich ja vorhin auch im Interview mit Armin Hartmann zum Ausdruck gebracht. Doch nun habe ich eine andere Funktion inne, und deshalb gehe ich mit Kollegen im Ton moderater um.»

Mit Blick auf die Arsenalstrasse und Obergrundstrasse warf ihm Martinu vor, die Dosierampel nicht gebodigt zu haben und fragte keck, wie er denn mit dieser beispiellosen politischen Niederlage – sehr zum Leidwesen seines Nachfolgers – umgehe. Gaudenz Zemp gestand, dass ihm die Dosierampel anfänglich «zünftig auf den Geist ging». Doch als er gemerkt habe, dass er für die 100 Meter Autofahrt bis zum Einbiegen in die Obergrundstrasse Arbeit für 15 Minuten erledigen könne, «begann ich, sie richtig zu schätzen.»

Im Weiteren forderte Jérôme Martinu seinen Gesprächspartner mit Fragen zum privaten Bereich heraus. Am Eindruck änderte sich nichts mehr: Mit seiner Eloquenz, seiner schnellen Denkweise und Schlagfertigkeit meisterte Gaudenz Zemp seine Prüfung auf dem heissen Stuhl bravourös.

Laudatio von KGL-Präsident Peter With: «Gaudenz, du bist der Beste!»

Zum Abschluss der offiziellen Verabschiedung von Gaudenz Zemp als KGL-Direktor würdigte Peter With dessen riesiges Engagment für das Wohle des Wirtschaftsverbandes und vor allem der Luzerner KMU. «2018 hattest du wenig Einfluss darauf, wen es ins Präsidentenamt des KGL spült. Du als intellektueller FDPler und ich als hemdsärmliger SVPler sind immer super gut miteinander ausgekommen. Vielleicht war es grad diese Mischung, die unsere Zusammenarbeit erfolgreich machte», sagte Peter With.

Er strich die analytische und fokussierte Art von Gaudenz Zemp heraus, seine hervorragende Kommunikations- und Umsetzungsstärke. «Gerade in der Corona-Krise warst du den Luzerner Unternehmen eine enorme Stütze. Zudem hast du in dieser schwierigen Zeit den KGL auf Kurs gehalten und einen Weg gefunden, damit die Lehrabschlussprüfungen abgehalten werden konnten.» Er habe wichtige Anliegen von Luzerns grösstem Wirtschaftsverband in den Kantonsrat getragen und dort sein Netzwerk geschickt für Mehrheiten eingesetzt. «Sein Engagement ging stets weit über das hinaus, was im Pflichtenheft gestanden hatte. Die Ziele, die wir ihm gesteckt haben, erfüllte er stets bestens. Darüber hinaus hatte er die Finanzen immer im Griff», hielt Peter With fest und endete: «Gaudenz, du bist der Beste!»

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