«Bei den KMU bestehen Unsicherheiten im Umgang mit Karrierepausen»

Der Verein CRN hat sich zum Ziel gesetzt, in Zeiten des Fachkräftemangels ungenutzte Potenziale im Schweizer Arbeitsmarkt zu aktivieren. So will er den Wiedereinstieg von qualifizierten Frauen und Männern nach einer mehrjährigen Karrierepause fördern. Gemäss Bundesamt für Statistik sind 75'000 gut qualifizierte Mütter bereit, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen.

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Es mutet wie ein Paradoxon an. In Zeiten, in denen KMU aus vielen Branchen händeringend nach Fachkräften suchen und sie oft nicht rekrutieren können, setzt sich ein Verein dafür ein, dass ungenütztes, inländisches Arbeitspotenzial aktiviert wird. Dabei könnte man doch meinen, dass es im ureigenen Interesse der Unternehmen sein müsste, ihre Vakanzen besetzen zu können. Evelin Bermudez, Präsidentin von Companies & Returnships Network (CRN), klärt auf: «Viele Arbeitgebende betrachten den beruflichen Wiedereinstieg noch immer primär als gesellschaftliche Herausforderung und weniger als strategische Chance.»

Abbau von mentalen Hürden

Es gibt noch einen wichtigen Faktor: Im Umgang mit Karrierepausen, nicht linearen Lebensläufen oder älteren Arbeitnehmenden bestünden bei den KMU Unsicherheiten, weiss Evelin Bermudez. «Genau hier setzt unsere Arbeit an: Wir sensibilisieren, vermitteln Wissen und bieten praxisnahe Unterstützung.» CRN zeigt auf, wie KMU gezielt vom Potenzial von Wiedereinsteigenden profitieren können. «Sei es durch Vielfalt, hohe Motivation oder wertvolle Fachkompetenz», wie Evelin Bermudez anmerkt.

Es geht dem Verein CRN darum, mentale Hürden abzubauen. Das gelinge über den Austausch bewährter Ansätze, den Aufbau von Netzwerken und konkrete Handlungshilfen, sagt sie und ergänzt: «So verstärken wir das Vertrauen in eine Zielgruppe, die bislang oft übersehen wird – obwohl sie einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten kann.»
 

Ihre Erwartung an die Politik

Rund 75'000 gut qualifizierte Mütter sind gemäss Bundesamt für Statistik bereit, nach einer familiär bedingten Pause wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. «Hinzu kommen noch viele weitere Rückkehrwillige. Männer und Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit aus verschiedenen Gründen wie Pflegearbeit, Selbstständigkeit oder Auslandsaufenthalt unterbrochen haben.» Die  Herausforderungen beim Wiedereinstieg seien vielfältig. Sie denkt an fehlende flexible Arbeitsmodelle, Altersstereotype, Vorurteile gegenüber nicht
linearen Lebensläufen und oft auch ein erschwerter Zugang zu Netzwerken oder passender Weiterbildung. «Viele Rückkehrende unterschätzen zudem ihr eigenes Potenzial und stossen im Berwerbungsprozess auf Zurückhaltung seitens der Arbeitgebenden.»

Evelin Bermudez ist sich bewusst, dass nur durch gemeinsames Handeln und verbindliches politisches Engagement das inländische Arbeitskräftepotenzial nachhaltig aktiviert werden kann. Deshalb erwartet sie «klare politische Signale an Arbeitgebende, dass Wiedereinstiegsförderung ein integraler Bestandteil der Fachkräftestrategie sein muss. Zudem sind strukturelle Reformen nötig wie etwa bei den Kosten der Kinderbetreuung oder durch gezielte Anreize für Weiterbildung während einer Karrierepause.» (aci)  
 


Erfahren Sie mehr über den Verein CRN

crn-verein.ch

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