«Das Beziehungsnetz hilft mir bei der Jobsuche wenig»

Er will ein Umdenken bei den Arbeitgebern anstossen. Denn als 56-Jähriger auf Jobsuche muss KGL-Ehrenmitglied Daniel Keller selber erfahren, wie ernüchternd das sein kann – obwohl seine Ansprüche als ehemaliger Unternehmer gering sind. Seiner Erfahrung nach werden die Vorteile von älteren Mitarbeitenden bei den Arbeitgebern zu wenig geschätzt.

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Letzten Sommer hat er nach 30 Jahren einen Schlussstrich unter seine Karriere als Unternehmer gezogen und seine auf den Export fokussierte industrielle Fabrikationsfirma in Emmen verkauft. Daniel Keller erachtete den Zeitpunkt als den richtigen. «Ich hatte damals einen guten Stellvertreter und Produktionsleiter, der mit 65 in Pension ging. Und das Angebot für den Verkauf des Unternehmens passte», erzählt er. 

Der Erlös erlaubt es ihm, seinen Lebensunterhalt selber zu finanzieren und den Gang aufs RAV zu vermeiden. Aber Daniel Keller möchte wieder Teil der Arbeitsgemeinschaft werden. «Es kann ja nicht sein, dass ich die nächsten 25 Jahre nur meinen Hobbies nachgehe und meiner Frau im Haushalt helfe», sagt der passionierte Golfer.

Keller ist konsterniert
Seine Worte lassen erahnen: Das halbe Jahr, seit dem er sich um eine Anstellung bemüht, haben in ihm Konsternation ausgelöst. Er, der bis im letzten Sommer für die SVP im Kantonsrat politisierte, war es sich gewohnt, sein grosses Beziehungsnetz spielen zu lassen, um ein Ziel zu erreichen. Mittlerweile hat er die Erfahrung gemacht, dass «mir das bei der Jobsuche wenig weiterhilft.»

Dabei sind seine Ansprüche nicht gross. Der Udligenswiler sucht im Bereich Vertrieb/Marketing nicht zwingend eine Kaderstelle. Weil seine Kinder erwachsen sind, hat er eine hohe Flexibilität. «Ich bin auch bereit, Teilzeit zu arbeiten», sagt er und merkt an, dass das wohl auf viele der Ü55 zutreffe, die wie er auf Jobsuche sind.

Viel grösserer Markt
Eine Erschwernis für über 50-Jährige auf Jobsuche ist, dass der Markt für die Arbeitgeber durch die Personenfreizügigkeit viel grösser geworden ist. Keller hat die Erfahrung gemacht, dass Firmen alle Bewerbungen aussortierten, die nicht exakt dem Stellenprofil entsprechen. «Auf unserem Arbeitsmarkt muss ein Umdenken stattfinden. Gerade ältere Jobsuchende haben einige Vorteile, die es zu betonen gilt: Erfahrung, ein grosses Beziehungsnetz und keinen Anlass dazu, nach kurzer Zeit wieder abzuspringen.» 

Hier können sich über 50-jährige Leute auf Jobsuche Beratung und Unterstützung holen:
www.avenir50plus.ch

BVG-Reform

Am 22. September 2024 entscheidet das Stimmvolk über die Reform der beruflichen Vorsorge. Die komplexe Vorlage sieht unter anderem vor, den Unterschied zwischen den Beiträgen für
ältere und jüngere Arbeitnehmende zu senken. So würden künftig die Ü55 nicht mehr 18, sondern nur noch 14 Prozent entrichten. Für Ältere wäre das ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.

Detaillierte Infos auf www.bsv.admin.ch

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