«Das Wichtigste in einer Krise ist es, den Mut zum Entscheiden zu haben»

Als Direktor der Wirtschaftsförderung Luzern hat Ivan Buck die Sorgen und Nöte der Unternehmen im Kanton Luzern während der Coronakrise hautnah miterlebt. Jetzt, wo das Gröbste ausgestanden scheint, schaut er zurück – und wagt einen Blick nach vorne. Aus seiner Sicht hat sich das Luzerner Gewerbe in der Krise als sehr krisenresistent erwiesen, was ihm längerfristig zugute kommen dürfte. Viele Herausforderungen aber bleiben. Und es sind seit der Pandemie bereits neue dazugekommen, und Schwierigkeiten aber bleiben.

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Glaubt, dass Covid-19 das Gewerbe weiter auf Trab halten wird, rechnet aber nicht mit neuen, massiven Einschränkungen: Ivan Buck, Direktor der Wirtschaftsförderung des Kantons Luzern.

Ivan Buck, seit einigen Monaten herrscht gefühlt wieder Normalität in Sachen Pandemie. Wie bewerten Sie die Situation im Moment?
Tatsächlich ist Corona  bei den meisten Betrieben im Moment kein grosses Thema mehr. Zurzeit beschäftigen sie Risiken bei der Energieversorgung, Lieferengpässe, Fachkräftemangel und die Teuerung. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass sich einzelne Betriebe von der Coronakrise noch nicht erholt haben. Vor allem jene, die stark vom internationalen Tourismus abhängig sind. Aus einigen Branchen wie etwa der Gastronomie oder Hotellerie sind während der Coronazeit Angestellte in andere Branchen abgewandert und fehlen nun. Zudem ist in einigen Betrieben bedingt durch die aktuell stark steigenden Coronazahlen wieder eine gewisse Nervosität spürbar.
 
Insgesamt scheint sich die Wirtschaft aber erstaunlich gut und auch schnell erholt zu haben. Täuscht der Eindruck?
Nein. Schweizweit schätzen Konjunkturexperten das Wachstum 2022 auf 2,6%, was deutlich über dem langjährigen Schnitt wäre. Das heisst, die Wirtschaft läuft generell sehr gut, auch bei uns im Kanton Luzern. Grosser Wermutstropfen ist jedoch die Konkursquote, die aktuell deutlich über den Zahlen von 2020 und 2021 liegt. Sie zeigt, dass einzelne Betriebe trotz finanzieller Unterstützung langfristig nicht überlebensfähig waren.

Welche Branchen wurden von der Pandemie besonders hart getroffen?
Ganz klar die Hotellerie, Gastronomie sowie die Fitness- und Eventbranche, da sie von den Schliessungen und den Einschränkungen unmittelbar betroffen waren. Gesamthaft wurden in Luzern über 2000 Firmen mit Härtefall-Geldern im Umfang von rund 230 Millionen Franken unterstützt. Wir von der Wirtschaftsförderung haben die Betriebe bestmöglich begleitet, waren auch Teil der Expertengruppe.

In gewissen Branchen fehlt jetzt noch mehr (Fach-) Personal als vor der Krise. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Derzeit beträgt die Arbeitslosenquote im Kanton Luzern 1,3 Prozent – das ist so tief wie seit rund zwanzig Jahren nicht mehr. Die Folge davon liegt mit dem Fachkräftemangel ganz klar auf der Hand. Während früher eher einzelne Branchen davon betroffen waren, ist  der Fachkräftemangel heute in allen Bereichen der Wirtschaft Realität. Sogar bei Banken oder Treuhändern. Das ist schon eher aussergewöhnlich.  

Wie kann die Wirtschaftsförderung Luzern das Gewerbe beim Problem des Fachkräftemangels unterstützen?
Wir haben vor etwas mehr als zwei Jahren die Job-Plattform lu-jobs.ch mit Luzerner Stellen für Luzerner Stellensuchende geschaffen. Arbeitgeber können da ihre freien Stellen gratis publizieren. Des Weiteren sind wir Partner des jährlichen Sprungbrett-Events, der dieses Jahr im April an der Hochschule Luzern sowie in hiesigen Firmen stattgefunden hat. Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit Hochschule und Uni. Unser gemeinsames Ziel ist es, möglichst viele Studierende nach ihrem Abschluss im Kanton Luzern zu halten. Wir dürfen junge Berufsleute nicht an andere Kantone verlieren und müssen ihnen deshalb gute Perspektiven bieten.

Sogar Banken oder Treuhänder
spüren heute einen Mangel an Fachkräften.
Ivan Buck,
Wirtschaftsförderung Luzern

Man hat im Zuge der Pandemie auch von «Krisen-Gewinnern» gelesen. Welche sind das im Kanton Luzern?
Lassen sie mich die Antwort im grossen Kontext geben: Im Kanton Luzern gibt es rund 31‘000 Unternehmen. Gut 2 000 davon haben eine Härtefall-Unterstützung beantragt. Das zeigt, dass ein Grossteil unserer Firmen während der Krise sehr stabil blieb oder gar übermässig gut performt hat. Insbesondere die Abschlüsse grosser Unternehmen waren mehrheitlich sehr positiv. Dies gilt übrigens auch für den Abschluss des Kantons Luzern selbst, der bei Steuereinnahmen der juristischen Personen gar einen deutlichen Rekord erzielt hat.

Wie betrachten Sie aus Sicht der Wirtschaft das Krisenmanagement von Bund und Kanton? Was für Rückmeldungen haben sie von Firmen erhalten?
Als Mitglied der Expertengruppe Härtefälle war ich hier direkt involviert. Ziel war es, die betroffenen Betriebe schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Grossmehrheitlich denke ich, ist dies auf Stufe Bund und Kanton gut gelungen. Ich habe aber auch Unmut von einzelnen Betrieben erfahren, bei denen der Prüfprozess zu lange gedauert hat, oder deren Erwartungen an die finanzielle Unterstützung nicht erfüllt werden konnten. Dass nicht überall alles zur vollsten Zufriedenheit verlaufen würde, war uns von Anfang an bewusst.

Nach der Krise folgt nun die Phase der Rückzahlungen, Stichwort Härtefallgelder und Unterstützungsbeiträge... Was gilt konkret für wen?
Auf Einzelfälle einzugehen würde zu weit führen. Generell gilt, dass die nationalen Corona-Kredite der Soforthilfe aus dem Jahr 2020 zurückbezahlt werden müssen. Härtefall-Gelder des Kantons hingegen sind  nur dann zurückzuführen, wenn die Betriebe in den Abschlüssen 2020 und 2021 konsolidiert einen Gewinn ausgewiesen haben. Die Idee dahinter ist klar: Firmen sollen nicht mit kantonalen Steuergeldern Gewinne erwirtschaften oder Dividenden ausschütten. Hier wird also genau hingeschaut. Und das ist auch richtig so.

Gehen Sie davon aus, dass Covid-19 im Grossen und Ganzen erledigt ist, oder befürchten Sie neue «Wellen» und damit: neue Einschränkungen?
Corona wird uns weiter auf Trab halten. Jedoch bin ich sehr zuversichtlich, dass es keine neuen einschneidenden Massnahmen wie etwa einen Lockdown braucht. Ich hoffe zudem, dass das Gewerbe den Mut hat, auch über den Winter Anlässe zu planen und durchzuführen. Betroffene Firmen sollten die nötige Planungssicherheit erhalten.

Welche Lehren würden Sie seitens Wirtschaft aus den gemachten Erfahrungen während der Pandemie ziehen?
Der wichtigste Punkt in einer Krise ist aus meiner Sicht, nach einer Beurteilung der Lage den Mut zum Entscheiden zu haben. Jede Krise hat glücklicherweise immer irgendwann ein Ende. Die entscheidende Frage ist also, wie man nach einer Krise bestmöglich aus den Startlöchern kommt und vom Wirtschaftswachstum wieder profitieren kann – so wie es derzeit geschieht. Ich möchte den Luzerner Firmen für ihre Umsicht und den Mut zum Entscheid an der Stelle ein Kränzchen winden.

Kontakt sowie weitere Infos zur Wirtschaftsförderung Luzern finden Sie auf: luzern-business.ch

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