«Die Betriebe erhalten Lernende mit hoher Selbstkompetenz»

Ab Sommer 2021 können Jugendliche im Kanton Luzern bereits in der 3. Sekundarschule mit dem Berufsmatura-Unterricht beginnen. Dienststellenleiter Christof Spöring beantwortet häufig gestellte Fragen zum schweizweiten Pionierprojekt.

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Christof Spöring, welche Vorteile bringt der vorzeitige BM-Start den Jugendlichen?

Für Jugendliche, die einen Lehrvertrag unterzeichnet haben, bleibt die Motivation auch im letzten Schuljahr hoch. Sie sind bereits beim Lehrstart gut in ihre BM-Klasse integriert, was für sie eine deutliche Entlastung ist. Bei 4-jährigen Lehren schliessen die Lernenden die BM am Ende des 3. Lehrjahres ab. Das erlaubt ihnen, sich im letzten Lehrjahr stärker im Betrieb einzubringen und sich gleichzeitig auf einen guten Lehrabschluss zu konzentrieren.

Ist der Besuch der BM Sek+ nicht eine klare Zusatzbelastung?

Da die Lernenden in der 3. Sek vom Besuch der Wahlpflichtfächer dispensiert sind, beträgt die Mehrbelastung unter dem Strich nur eine Lektion. Für leistungsstarke Lernende ist das kein Problem. Falls die Belastung im Einzelfall dennoch zu hoch sein sollte, kann man notfalls wieder austreten und stattdessen die Wahlpflichtfächer besuchen.

Inwiefern profitiert der Lehrbetrieb, wenn ein Lernender die BM Sek+ besucht?

Er bekommt motivierte und leistungsstarke Lernende mit einem grossen Vorwissen und hoher Selbstkompetenz. Ein weiterer Vorteil: Bei 4-jährigen Lehren sind die Lernenden im letzten Lehrjahr an vier bis viereinhalb Tagen im Betrieb und dadurch produktiver einsetzbar. Und ganz allgemein trägt die BM Sek+ dazu bei, die Berufsbildung für leistungsstarke Jugendliche attraktiver zu gestalten.

Müssen die Jugendlichen einen Lehrvertrag haben, um die BM Sek+ besuchen zu können?

Nein. Die Lehrvertragsunterzeichnung erfolgt ganz regulär zwischen Herbst und Frühjahr der 3. Sek. Die Teilnahme an der BM Sek+ hilft den Jugendlichen bei der Stellensuche.

Was, wenn ein Lernender von einer 4-jährigen in eine 3-jährige Ausbildung wechselt, zum Beispiel vom Automobilmechatroniker zum Automobilfachmann?

Solange es sich um EFZ-Ausbildungen handelt, wird der Besuch der BM Sek+ nicht tangiert. Beim Wechsel ist einzig zu prüfen, ob die Berufsfachschultage am BM-Tag vorbeigehen.

Ist das EFZ gefährdet, wenn ein Lernender die BM nicht besteht?

Nein. Die bestandene EFZ-Lehre ist eine Grundvoraussetzung für die BM, umgekehrt jedoch nicht. Grundsätzlich gilt: Wer die BM besucht, ist in der Berufsfachschule vom Besuch des allgemeinbildenden Unterrichts dispensiert. Sind zwei Drittel des BM-Unterrichts erfolgreich absolviert, gelten die ABU-Lernziele als erfüllt. Tritt ein Lernender vor Erreichen dieser zwei Drittel aus der BM aus, besucht er den ABU-Unterricht und schreibt dort Erfahrungsnoten, die zum EFZ zählen.

Warum gilt das neue Angebot nur für technische und gewerblich-industrielle Berufe?

Um erste Erfahrungen zu sammeln, starten wir mit technischen und handwerklichen Berufen. Damit leisten wir gleichzeitig einen Beitrag zur MINT-Förderung. Wird die BM Sek+ ein Erfolg, kann ich mir gut vorstellen, dass das Modell bald auch auf andere Berufsfelder ausgedehnt wird.

Bislang ist die BM Sek+ Jugendlichen mit Wohnort im Kanton Luzern vorbehalten. Ist da eine Öffnung geplant?

Wir arbeiten zurzeit daran. Ziel ist, dass mittelfristig auch Lernende umliegender Kantone von unserem Angebot profitieren können. Schliesslich rekrutieren Luzerner Lehrbetriebe auch Jugendliche aus Ob- und Nidwalden, Schwyz, Zug oder dem Aargau.  

So funktioniert die BM Sek+

Die BM Sek+ will Jugendlichen den Übergang von der Volksschule in die Berufswelt erleichtern und ihre Stärken fördern. Sie richtet sich an leistungsstarke und besonders motivierte Lernende der 3. Sekundarschule, die eine technische oder gewerblich-industrielle Berufslehre machen wollen. Und so funktionierts: Die Lernenden besuchen mittwochs den ganzen Tag den BM-Unterricht in allgemeinbildenden Fächern wie Mathematik, Französisch, Englisch sowie Geschichte und Politik. Im Gegenzug sind sie von allen Wahlpflichtfächern an der Volksschule dispensiert. Nach Abschluss der Sekundarschule starten die Jugendlichen mit der Lehre und besuchen weiterhin an einem Tag pro Woche den BM-Unterricht, wo die Fächer mit einem grösseren Bezug zum Beruf unterrichtet werden.

Aufnahmebedingungen und Anmeldeschluss

Schülerinnen und Schüler einer 2. Sekundarschule im Kanton Luzern haben aktuell die Möglichkeit, sich für die Pilotklasse der BM Sek+ ab August 2021 anzumelden. Stammen sie aus einer typengetrennten Sekundarschule, müssen sie im ersten Semesterzeugnis (Januar 2021) im Niveau A in allen Niveaufächern eine Note von mindestens 4,5 aufweisen. Für Lernende einer kooperativen oder integrierten Sekundarschule gilt: Im ersten Semester (bis Januar 2021) müssen mindestens drei der vier Niveaufächer Deutsch, Französisch, Englisch und Mathematik im Niveau A besucht worden sein, wobei keine Note unter 4,5 liegen darf. Anmelden können sich interessierte Jugendliche noch bis zum 1. März 2021 unter www.beruf.lu.ch. Dem Anmeldeformular ist neben der Zeugniskopie auch die von Eltern und Klassenlehrperson unterzeichnete Einverständniserklärung beizulegen.

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