«Die Jugendlichen müssen schnuppern können»

Eine gute Berufswahl setzt voraus, dass Jugendliche die Berufe vor Ort «beschnuppern» können. In Sursee haben sich deshalb ein paar initiative Köpfe zusammengetan, um Lehrbetrieben die Angst vor einer Ansteckung durch junge Besucher zu nehmen. Mit Erfolg.

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Jugendliche, die sich gerade in der Berufswahl befinden, stehen zurzeit vor einer besonderen Herausforderung. Die Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi wurde – zumindest in physischer Form – abgesagt, Schulen und Gewerbevereine streichen ihre Lehrstellenparcours. Und da viele Lehrbetriebe ganz oder teilweise ihre Türen schliessen mussten, waren für die Jugendlichen kaum Schnupperpraktika möglich. Das gilt auch für die Region Sursee. Um einer erneuten Absage der Schnupperwochen im März und des Lehrstellenparcours im Mai entgegenzuwirken, lancierte der Lions Club Sursee deshalb zusammen mit den Stadtschulen Sursee und den Gewerbevereinen von Sursee, Schenkon und Oberkirch das Projekt «Chance 21». «Wenn Ende Februar rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler – im Niveau C sogar fast die Hälfte – noch keine Schnupperlehrstelle hat, ist das einfach zu viel», begründet Markus Zihlmann, Medienverantwortlicher des Lions Club, das Engagement seines Vereins. Zum Vergleich: In einem gewöhnlichen Jahr wird ein Grossteil der Schnupperpraktika noch vor dem Jahreswechsel vereinbart.

Mehrteiliges Schutzkonzept

«Chance 21» basiert auf einem mehrteiligen Schutzkonzept. Zum einen werden Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern sowie die Gewerbler eingehend über Vorsichts- und Hygienemassnahmen am Arbeitsplatz orientiert. Vor den Schnupperlehrwochen, die am 15. und 22. März starten, und vor dem Lehrstellenparcours vom 11. Mai erhalten die Jugendlichen FFP2-Schutzmasken sowie ihr persönliches Händedesinfektionsmittel. Zusätzlich können sie sich vor dem Schnuppern freiwillig auf das Coronavirus testen lassen. Die Schnelltests werden am Montagmorgen der Schnupperwoche in der Sekundarschule Neu St. Georg von der Permanence Luzern durchgeführt, sodass die Jugendlichen das (negative) Ergebnis gleichentags dem Lehrbetrieb beim Schnuppern vorweisen können. 

 

Sinkende Angst der Gewerbler

Patrik Bräuchi, Präsident des Vereins Gewerbe Region Sursee, ist überzeugt, dass das Projekt eine positive Wirkung entfalten wird. «Einige unserer Mitglieder wollten wegen der Ansteckungsgefahr keine fremden Personen im Betrieb haben», beschreibt er die Ausgangslage. Dank dem Schutzkonzept habe man den Unternehmern die Angst etwas nehmen können. Konkret weiss Bräuchi von mehreren Mitgliedfirmen, dass sie nach anfänglicher Skepsis nun gerne bereit sind, Schnupperlernende aufzunehmen. Aufgrund der positiven Resonanz geht er davon aus, dass man für die beiden Schnupperlehrwochen genügend Plätze für die 177 Achtklässlerinnen und Achtklässler finden wird.

 

«Neuer Motivationsschub»

Dass «Chance 21» bereits etwas bewirkt hat, bestätigt Philipp Calivers, Rektor der Stadtschulen Sursee. «Dank dem Projekt haben die Jugendlichen nun deutlich bessere Chance, auf ihre Schnupperanfragen einen positiven Bescheid zu erhalten.» Das erleichtere die Bemühungen der Jugendlichen aber auch der Lehrpersonen im Berufswahlunterricht massiv. Eine ähnliche Offenheit seitens der Wirtschaft erhofft er sich auch für den Lehrstellenparcours im Mai, bei dem die Betriebe – diesmal den Siebtklässlern – einen Einblick in ihr Schaffen geben sollen. Auch den Berufsverbänden kommt das Surseer Engagement entgegen. «Chance 21 bietet Jugendlichen eine wertvolle Informationsplattform und einen neuen Motivationsschub im Hinblick auf ihre Berufswahl», sagt Hanspeter Selb, Geschäftsführer des Autogewerbeverbandes (AGVS) Zentralschweiz. Er hofft nun, dass möglichst viele Jugendliche zum Schnuppern bei den teilnehmenden Garagen vorbeischauen. Übrigens: Die Kosten von 30 000 Franken für das Surseer Projekt werden auf die drei Partner Lions Club, Stadtschulen und Gewerbevereine aufgeteilt. Offen ist zurzeit noch, ob sich auch der Bund beteiligen wird.

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