Der Kanton Luzern hatte im letzten Jahr doppelt so hohe Steuereinnahmen von juristischen Personen (also Firmen) wie erwartet, nämlich 146 Millionen Franken. Was für ein Zeugnis würden Sie der Arbeit der Wirtschaftsförderung Luzern ausstellen?
Dieses Ergebnis freut uns sehr. Es zeigt einerseits, dass die Unternehmen ihre Arbeit hervorragend verrichtet haben. Zum anderen verdeutlicht es, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, darunter die Wirtschaftsförderung Luzern, funktioniert. Als Bindeglied agiert unsere Organisation zwischen den Unternehmen, der Verwaltung und der Regierung. In vielen Projekten nehmen wir eine aktive Rolle ein. Letztlich ist dieses positive Ergebnis aber die gemeinsame Leistung aller involvierten Organisationen, Dienststellen und Personen.
Was waren die wichtigsten Faktoren, die zu diesem Ergebnis geführt haben? Ist es auf bessere Ergebnisse der bestehenden Unternehmen zurückzuführen – oder auf eine grössere Anzahl an steuerzahlenden Firmen? Oder liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte?
Diese Frage muss differenziert beantwortet werden. Der grosse Anteil der rund 33'000 Firmen im Kanton Luzern hat sich erfreulicherweise gut entwickelt. Dazu konnte der Kanton Luzern in den letzten Jahren internationale Ansiedlungen verzeichnen, die substanziell zum Wachstum beigetragen haben. Ergänzend zu den Steuern der Unternehmen sind die Personen zu nennen, die im Zusammenhang mit einer Ansiedlung im Kanton Luzern wohnhaft sind. Sie zahlen hier Steuern und tragen zur Wertschöpfung bei. Pro Unternehmen sind dies rund 50 Prozent der Belegschaft.
Die Vorlage ist zwingend nötig, damit der Kanton Luzern seine Wettbewerbsposition und Standortattraktivität bewahren kann.
Wie teilt sich der Steuerertragsüberschuss zwischen den 400 grössten Firmen und den rund 33'000 KMU in unserem Kanton auf? Können Sie uns eine einfache Einordnung machen über das Verhältnis zwischen den wenigen Grossen und den vielen Kleinen?
Aufgrund des Steuergeheimnisses erhalten wir keine detaillierten Zahlen. Wir wissen jedoch, dass im Kanton Luzern rund 220 Firmen von der OECD-Mindesteuer betroffen sind. Dabei handelt es sich um international tätige Unternehmensgruppen mit einem Jahresumsatz von mindestens 750 Millionen Euro. Diese Firmen tragen substanziell zum sehr guten Ergebnis bei.
Wie wird sich dieser Ertragsüberschuss Ihrer Einschätzung nach in den kommenden Jahren entwickeln?
Wir gehen davon aus, dass sich die juristischen Steuereinnahmen auch in den nächsten Jahren positiv entwickeln werden. Selbstverständlich kann es aufgrund der Marktentwicklung kurzfristig zu Schwankungen kommen. Auch während der schwierigen zwei Jahre der Coronapandemie war die Luzerner Wirtschaft krisenresistent – gerade dank ihrer breiten Diversifizierung. Die grossen internationalen Ansiedlungen der letzten Monate wie Restaurants Brands International (Burger King), Carrier, WEG und Sazerac und weitere werden zum Wachstum ebenfalls beitragen.
Im Herbst wird das Referendum zur Steuergesetzrevision im Kanton Luzern vors Stimmvolk kommen. Was halten Sie aus Sicht der Wirtschaftsförderung vom Paket, das geschnürt wurde? Wo liegen aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmen die Stärken der Vorlage? Welche Punkte sind unklar oder eher nachteilig?
Wir begrüssen die Vorlage. Sie ist zwingend nötig, damit der Kanton Luzern seine Wettbewerbsposition und Standortattraktivität bewahren kann. Zudem beurteilen wir sie als ausgewogen. Für die Unternehmen ist insbesondere die Reduktion der Kapitalsteuer von Bedeutung, welche in vielen Kantonen tiefer ist oder gar bei null liegt. Persönlich hätte ich mir die Abzüge für Forschung & Entwicklung zur rascheren Umsetzung gewünscht. Diese sind nun als Option in der Vorlage enthalten. Dabei geht es nicht um Steuergeschenke für Firmen, sondern darum, die Attraktivität des Forschungsplatzes Luzern in unmittelbarer Nähe zur Hochschule und Universität zu stärken.
Mit dem KGL pflegen wir eine sehr gute Zusammenarbeit.
Was hätte es für Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Luzern, wenn die Vorlage nicht durchkäme? Die Linken stellen sich auf den Standpunkt, die Firmen würden davon zu stark profitieren...
Der Kanton Luzern hat heute gute steuerliche Rahmenbedingungen. Diese waren mitunter ein zentraler Grund für den Erfolg der letzten Jahre. Mit der Einführung der STAF im Jahr 2020 haben uns jedoch andere Kantone, insbesondere aus der Zentralschweiz, überholt. Als internationaler Wirtschaftsstandort müssen wir die Rahmenbedingungen laufend weiterentwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Persönlich beurteile ich die Vorlage mit Massnahmen für Privatpersonen und Firmen als ausgewogen.
Die Wirtschaftsförderung Luzern ist in erster Linie auf die 400 grössten Firmen im Kanton ausgerichtet. Aber wie profitieren eigentlich die kleinen Betriebe – also KMU – die in unserem Kanton durchschnittlich sechs Mitarbeitende zählen, von Ihrer Organisation?
Die Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung Luzern sind für kleinere Unternehmen die gleichen wie für Grossbetriebe. Der einzige Unterschied: Mit den 400 grössten Firmen pflegen wir einen aktiven Austausch, die anderen rund 33'000 müssen sich mit ihren Anliegen und Fragen aktiv bei uns melden.
Konkret: Was leistet die Wirtschaftsförderung Luzern in ihrer täglichen Arbeit für die kleinen und mittleren Betriebe? Und wie sehen die nachweisbaren Erfolge in diesem Bereich aus?
Die KMU, die sich bei uns melden, suchen Unterstützung in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören häufig die Suche nach einem geeigneten Firmenstandort für ihre weitere Entwicklung, aber auch Fragen rund um Bewilligungen oder die Unterstützung bei der Finanzierung. Ein weiterer wichtiger Bereich für uns ist die Startup-Förderung. Zudem wenden sich KMU auch mit Fragen bezüglich Nachfolgeregelung an uns. Im jährlichen öffentlich zugänglichen Geschäftsbericht berichten wir im Detail über die Resultate in den einzelnen Bereichen.
Besteht ein Austausch zwischen der Wirtschaftsförderung Luzern und den 48 Gewerbevereinen im Kanton? Oder ist der KGL einziger (und direkter) Ansprechpartner?
In der Regel läuft der Austausch über den KGL, mit dem wir eine sehr gute Zusammenarbeit pflegen. Mit den Gewerbevereinen arbeiten wir an spezifischen Projekten oder Veranstaltungen in den Gemeinden und Regionen zusammen. Gerne stellen wir dieser Zielgruppe unser Angebot an gemeinsamen Anlässen vor.
Hat die Wirtschaftsförderung Luzern von ihrer personellen Kapazität her überhaupt die Möglichkeit, sich den Bedürfnissen der kleinen Betriebe anzunehmen?
«Keiner zu klein, um wichtig zu sein», lautet unser Credo. Wir haben viele Anfragen und Projekte von kleineren Betrieben und bemühen uns, auch ihnen bei Fragen und Anliegen einen Mehrwert und einen positiven Service zu bieten.
Ob grosse oder kleine Firma – alle kämpfen gleichermassen mit dem Fachkräftemangel. Was kann die Wirtschaftsförderung Luzern in diesem Bereich bewirken – oder unterstützend leisten?
Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass Luzerner Unternehmen die passenden Mitarbeitenden finden. Dies beispielsweise mit der Plattform lu-jobs.ch, auf der Luzerner Firmen ihre Stellen kostenlos inserieren können. In Zusammenarbeit mit einigen Luzerner Firmen haben wir im November 2023 die Initiative Work in Lucerne lanciert. Mit dieser Plattform werben wir für die Attraktivität des Arbeits- und Wohnkantons Luzern.
Wir haben viele Anfragen und Projekte von kleineren Betrieben und bemühen uns, bei Fragen und Anliegen einen Mehrwert und einen positiven Service zu bieten.
Wie gross sind die finanziellen Mittel, die der Wirtschaftsförderung Luzern für die Ansiedlung und das Halten von Unternehmen jährlich zur Verfügung stehen? Sind diese Mittel aus Ihrer Sicht angemessen – oder müssten es mehr sein?
Wir haben ein Budget von rund 2,3 Millionen Franken. Gemäss unserem Public-Private-Partnership-Modell werden davon knapp 60 Prozent von 190 Netzwerkpartnern finanziert – die meisten davon grössere Unternehmen aus dem Kanton Luzern. Diese schweizweit einzigartige Mitfinanzierung durch die Wirtschaft entlastet somit auch den Staatshaushalt auf der Ebene von Kanton und Gemeinden. Die Aufteilung des Budgets für die Ansiedlungen und die Bestandespflege/Unternehmensentwicklung ist rund fifty-fifty. Unser Team setzt die verfügbaren Mittel für die Zielerreichung hinsichtlich Arbeitsplätze, Steuersubstrat und Image möglichst effektiv ein. Insgesamt konnten wir die Finanzierung stabil halten und auch die Wirtschaft noch stärker beteiligen. Für diese Treue sind wir sehr dankbar.
Was sind die wichtigsten erfolgreichen Projekte in diesem Jahr – oder in den vergangenen zwei, drei Jahren?
Ergänzend zu den bereits erwähnten Schwerpunkten möchte ich ein bestimmtes Projekt nennen. Das Thema der Künstlichen Intelligenz beschäftigt die Luzerner Firmen zunehmend. Deshalb haben wir bereits vor zwei Jahren den Verein LAC2 (Lucerne Artificial Cognitive Community) mitgegründet. Im letzten September konnte der Büro- und Laborstandort am Hirschengraben eröffnet werden. Zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft und dem Kanton wollen wir diese Initiative 2024 weiter vorantreiben und so die Luzerner Firmen unterstützten.
Welche Verluste/Wegzüge in jüngerer Vergangenheit schmerz(t)en Sie besonders?
Pfisterer aus Malters und Novocure aus Root sind zwei Unternehmen, deren Weggang geschmerzt hat. Bei beiden Firmen haben wir das Projekt begleitet und uns für eine Zukunft der Unternehmen im Kanton Luzern eingesetzt. Novocure konnte im Raum Rontal leider keine Räumlichkeiten finden, die ihren Bedürfnissen entsprochen haben. Pfisterer hat sich bezüglich ihres Zusammenschlusses der beiden Standorte in den Kantonen Luzern und Uri für die geografische Mitte entschieden. Folglich hat das Unternehmen seinen Sitz in den Kanton Schwyz verlegt. Wir kämpfen für jede Firma und setzen uns mit viel Herzblut ein, damit sich diese im Kanton Luzern weiterentwickeln kann.