«Die Medaillen sind für mich keine grosse Überraschung»

Gold für Bäckerin-Konditorin Vera Stocker, Silber für Detailhandelsfachfrau Annalena Häfliger. Beide erlernten ihr Handwerk bei Café Koller in Sursee. Zufall? Wohl kaum. Wir wollten Inhaber David Koller das Geheimrezept entlocken.

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David Koller, wie haben Sie von den Medaillengewinnen von Vera Stocker und Annalena Häfliger erfahren?

Da wir beim Wettkampf nicht mit dabei sein durften, fieberten wir via Live-Stream mit. So auch bei der abschliessenden Zeremonie, die von der Ex-Miss-Schweiz Linda Fäh moderiert wurde. Als Vera und Annalena aufs Treppchen gerufen wurden, war die Freude bei mir und meinen Berufsbildnern natürlich grenzenlos. Schade nur, dass wir das nicht direkt feiern konnten. Das werden wir aber sicher nachholen, vielleicht mit einem Backstubenfest im Sommer.

Waren Sie überrascht über diesen Doppelerfolg?

Ehrlich gesagt: Nein. Mir war klar, was Vera und Annalena drauf haben und dass sie beide für eine Medaille gut sind. Hätte mir jemand im Vorfeld aber gesagt, dass wir Gold und Silber holen, hätte ich ihn wahrscheinlich für verrückt gehalten.

Was gab aus Ihrer Sicht den Ausschlag für Veras Goldmedaille?

Nach Abschluss ihrer Erstlehre als Bäckerin-Konditorin startete sie letzten Sommer in einem anderen Lehrbetrieb die Zusatzlehre zur Konditorin-Confiseurin. Im Herbst reduzierte sie dann ihr Pensum, um sich bei uns optimal auf die SwissSkills vorzubereiten. Wir stellten ihr Infrastruktur, Material und Coaching zur Verfügung. Zusammen mit der Produktionsleiterin und ihrer Stellvertretung widmete sich Vera während zwei Monaten intensiv dem Schreiben von Rezepten, Kreieren neuer Produkte und der Präsentation auf dem Ausstelltisch.

Und wie wars bei Annalena Häfliger?

Annalena machte zuerst die Lehre zur Bäckerin-Konditorin und direkt im Anschluss eine Zusatzlehre als Detailhandelsfachfrau. Sie lernte zuerst also die Produkte herzustellen, was ihr dann im Verkauf entgegenkam. Dank der grösseren Berufserfahrung im Vergleich zu ihren Konkurrentinnen gehörte sie automatisch zu den Titelanwärterinnen. Ein Podestplatz war denn auch ihr erklärtes Ziel.

Wie fördern Sie Ihre Lernenden während der Lehre?

Wir versuchen sie möglichst früh in den Gesamtprozess zu integrieren. Das heisst, dass sie nicht einfach einer typischen Lehrlingsarbeit nachgehen, sondern von Beginn an produktiv mitarbeiten. Sie starten mit einfachen Arbeiten, um sich dann kontinuierlich zu steigern. Ein Beispiel: In der Produktion helfen sie anfangs mit, Torten zu füllen. Nach einiger Zeit können sie diese dann komplett selber herstellen. Wenn es Richtung QV geht, konfrontieren wir die Lernenden mit speziellen Prüfungsaufgaben. Danach sind sie in der Lage, mindestens mit der Note 5,0 in den praktischen Arbeiten abzuschliessen. Das ist unser Anspruch. Dank der intensiven Begleitung durch unsere Berufsbildner gelingt uns das auch fast immer.

Gibt es spezielle Tugenden, die Sie Ihren Lernenden während der Lehre vermitteln wollen?

Sauberkeit und Genauigkeit sind zwei Dinge, auf die wir grossen Wert legen. Mir ist aber auch wichtig, dass die Lernenden mitdenken. Sie sollen die Prozesse nicht nur umsetzen, sondern sie auch verstehen. Das gibt ihnen letztlich Sicherheit und ermöglicht ein effizienteres Arbeiten.

Die Feier werden wir sicher nachholen, vielleicht mit einem Backstubenfest im nächsten Sommer.
David Koller, Inhaber Café Koller

Was haben die Erfolge an den Swiss-Skills Ihrem Unternehmen gebracht?

Mit den Ehrenmeldungen, die unsere Lernenden regelmässig erzielen, sowie den jüngsten Medaillengewinnen an den SwissSkills spielten wir quasi in der Champions League mit. Damit können wir ein breites Publikum auf unser Unternehmen und unsere Lehrberufe aufmerksam machen und unser Image als guter Lehrbetrieb unterstreichen. So wird es uns in Zukunft hoffentlich leichter fallen, unsere Lehrstellen mit geeigneten Lernenden zu besetzen.

Wie konnten die beiden Frauen von der SwissSkills-Teilnahme profitieren?

Sie haben in den letzten Monaten eine Menge profitiert, fachlich wie menschlich. Das macht sie auf dem Arbeitsmarkt noch attraktiver und wird ihnen sicher neue Türen öffnen. Die nächsten Schritte sind bereits eingeleitet: Annalena führt seit kurzem unsere Filiale in Schenkon. Und Vera wird sich parallel zu ihrer Zweitlehre auf die WorldSkills 2022 in Shanghai vorbereiten.

Was trauen Sie ihr dort zu?

Die Erfahrung zeigt, dass die Schweizer WorldSkills-Teilnehmer in unserer Branche zur Weltspitze gehören. Zuletzt haben wir zweimal Gold geholt. In Bezug auf ihre fachlichen Kompetenzen und ihre mentale Stärke fügt sich Vera nahtlos in die Reihe der Schweizer WM-Medaillengewinner ein. Deshalb bin ich guter Dinge.

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