Peter With, wie steht der KGL grundsätzlich zum Thema «Klima und Energie»?
Für die Unternehmen ist Energie immer ein Kostenpunkt. Deshalb ist die Luzerner KMU-Wirtschaft seit Jahren daran, ihren Verbrauch zu reduzieren. Auch Nachhaltigkeit ist längst ein Thema, gerade in Familienbetrieben. Die Wahlen und Abstimmungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es künftig noch wichtiger wird. Die Energiestrategie 2050 des Bundes wurde von den Stimmbürgern angenommen und damit das Ziel gesetzt, bis in 30 Jahren keine zusätzlichen Treibhausgas-Emissionen mehr auszustossen. Das Ziel ist nun klar, der Weg aber noch wenig. Von links kommen mit jeder Parlamentssitzung absurdere Forderungen, die den internationalen Wettbewerb massiv zu unseren Ungunsten beeinflussen und damit die Wirtschaft schädigen würden.
Wie beurteilen Sie den Klima- und Energiebericht, den die Luzerner Regierung soeben in die Vernehmlassung geschickt hat?
Der Bericht nimmt grundsätzlich die Empfehlungen des Bundes auf und bricht sie auf die Luzerner Verhältnisse herunter. Er setzt dabei mehrheitlich auf Anreize und nur wenig auf Vorschriften. Das finden wir gut.
Wo sollte man den Bericht noch verbessern?
Wenn ich ihn mit dem Positionspapier «Klima und Energie» des KGL vergleiche, erkenne ich vor allem eine grosse Differenz: den Absenkungspfad. Diesen hat die Luzerner Regierung linear angesetzt, die Treibhausgas-Emissionen sollen also jedes Jahr um dieselbe Rate reduziert werden. Das macht aber wenig Sinn und ist eine äusserst teure Lösung, da sie künftige technologische Entwicklungen zu wenig berücksichtigt. Wenn man jetzt mit kurzen Übergangsfristen neue und teure Technologien einsetzen muss, kostet das viel Geld, das dann an anderen Orten fehlt. Wenn wir aber jetzt in die Forschung und Entwicklung investieren, werden wir in einigen Jahren deutlich mehr zu niedrigeren Kosten erreichen können.
Wie finden Sie die einzelnen Massnahmen?
Bei den Massnahmen fehlt leider meist ein Preisschild. Die Luzernerinnen und Luzerner wie auch die KMU haben ein Recht darauf zu erfahren, wie viel diese Massnahmen kosten, bevor sie beschlossen werden. Zudem sollte man angemessene Übergangsfristen gewähren und noch mehr auf Anreize setzen.
Inwiefern sind die Luzerner KMU vom vorliegenden Klima- und Energiebericht betroffen?
Einerseits müssen sich die KMU mit der Klimaadaption beschäftigen, das heisst mit der Anpassung ihres Geschäftsmodells an die Klimaerwärmung. Ein eher tief gelegener Wintersportort wie Sörenberg muss sich darauf einstellen, dass die Winter immer kürzer und schneeärmer werden. Es kann aber auch eine Chance sein, aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen neue Gästegruppen zu erschliessen, zum Beispiel mit attraktiven Radrouten für E-Bike-Fahrer. Andererseits sind für die Erreichung von Netto null bis 2050 auch für die KMU teilweise einschneidende Massnahmen erforderlich.
Können Sie Beispiele nennen?
Die Vermeidung von Treibhausgasen setzt eine Abkehr von fossilen Energieträgern voraus. Heute leben davon direkt und indirekt viele KMU in diversen Branchen. Erdöl muss zu Benzin raffiniert und zur Tankstelle transportiert werden. Gibt es keine Benzin-Zapfsäulen mehr, ist die Tankstelle faktisch ihrer Existenzgrundlage beraubt. Auch der Tanklastwagenfahrer ist betroffen und wird sein Geschäftsmodell und seine Infrastruktur überdenken müssen. Um einen Zusammenbruch dieser Wirtschaftszweige zu verhindern, ist es deshalb wichtig, ausreichende Übergangsfristen zu setzen. Die Forderung von links, bis 2030 komplett auf fossile Brennstoffe zu verzichten, würde der Wirtschaft einen irreparablen Schaden zufügen. Das ist kontraproduktiv. Zur Umsetzung von Umweltschutzmassnahmen braucht es immer auch viel Geld für Investitionen. So könnte die Tankstelle auf Wasserstoff umrüsten, wie es schon vielerorts geschieht. Um diese komplexen Fragestellungen zu beantworten, haben wir das Positionspapier «Klima und Energie» erarbeitet.
Welches sind darin die wichtigsten Forderungen?
Die Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen soll weitgehend durch Innovation, Forschung und Anreizsysteme gefördert werden. In der Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu einer lokalen erneuerbaren Energieproduktion sehen wir ein grosses Potenzial für die Luzerner KMU. Bei der Installation einer Heizung mit Wärmepumpe bleibt viel mehr Wertschöpfung im Kanton Luzern als bei einer Ölheizung. Diese Chance wollen wir unbedingt nutzen.