E-Auto oder Verbrenner für KMU? Luzerner Garagisten wiegen ab

Patrick Broch sagt über sich selber, er habe Benzin im Blut. Doch der Verbrenner-Ideologie ist der Hobby-Rennfahrer nicht verfallen. Im Gegenteil: Weil er sich für neue Antriebs-Technologien interssiert, verkauft er in seiner Garage im Luzerner Hinterland auch Elektrofahrzeuge. Er weiss aber: «E-Autos passen längst nicht zu jeder Art von Kundschaft.» Das sieht auch der Krienser Garagist Pepe Kaufmann so.

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Vor einigen Tagen erst hat er die Grenze nach Frankreich passiert. In der Region von Colmar ist Patrick Broch Mitglied einer Rennstrecke – und darf dort mit leichten Boliden hohe Tempi fahren. Es ist seine grosse Leidenschaft. «Diese lebe ich lieber auf der Rennstrecke statt auf der Autobahn aus», sagt er schmunzelnd.Und gibt unumwunden zu, dass er Benzin im Blut habe. «Der Sound eines erstklassigen Verbrenner-Motors ist halt schon etwas Schönes.»

Doch die moderne Antriebstechnologie ist am 53-Jährigen nicht abgeperlt wie Wasser an einem Teflonbelag. Das pure Gegenteil ist der Fall. Weil er sich sehr dafür interessiert, verkauft er inzwischen nebst Verbrennern auch E-Autos. Er hält fest: «Sowohl das eine als auch das andere hat seine Vorzüge.»

Spürbare Verunsicherung
Patrick Broch, der vor 20 Jahren das von seinem Vater Franz gegründete Autohaus in Altishofen übernommen hat, spürt bei den Personen, die sich für den Kauf eines Neuwagens interessieren, zunehmend Verunsicherung bei der Wahl des passenden Antriebs. «Es gibt ja mittlerweile so viele Möglichkeiten», sagt Broch. Sein breites Wissen erlaubt es ihm, einen potenziellen Kunden passgenau zu beraten: «Aber ich muss zuerst wissen, wie die persönlichen Lebensumstände des Kunden sind – oder seine Situation in der Firma. Ob er zum Beispiel Eigenheimbesitzer ist oder in einer Überbauung mit vielen anderen Mietern wohnt, die alle nach Feierabend ihren «Stromer» gleichzeitig aufladen möchten. Denn man muss wissen, dass die Leistungskapazität eines Stromnetzes nicht unerschöpflich ist.» Um sich ein genaues Bild machen zu können, fragt Broch auch danach, ob es die Möglichkeit gibt, das E-Auto beim Arbeitgeber oder im eigenen Betrieb aufladen zu können. Denn er findet: «Der Strom an Autobahn-Raststätten ist zu teuer, um konstant E-Auto zu fahren im Alltag. Broch kommt deshalb zum Schluss: «E-Autos finde ich gut, aber nicht für jede und jeden gleichermassen.»

Ersatzwagen allesamt elektrisch
Auf dem Dach seiner Garage in Altishofen hat er eine Photovoltaik-Anlage installiert. Den Strom, den diese produziert, nutzt die Firma selber. «Nur das ergibt für mich Sinn. Wer privaten Strom ins Netz des jeweiligen Anbieters einspeist, wird dafür mit zirka 4 Rappen pro Kilowattstunde abgespeist. Wer ihn hingegen einkauft, bezahlt dafür mindestens 28 Rappen. Das Geschäft macht in so einem Fall also nicht der Stromerzeuger, sondern der Netzbetreiber. Das geht für mich halt schon nicht auf.»

Deshalb laufen die vier Ersatzwagen, die seine Garage der Kundschaft zur Verfügung stellen kann, allesamt vollelektrisch – und mit Saft aus der eigenen Stromanlage. «Das Fahren von Elektro-Autos finde ich cool. Sie haben richtig Zug drauf und eine super Beschleunigung. Durch die tiefliegende Batterie ergibt sich auch ein tiefer Schwerpunkt, was zu einer exzellenten – auch sehr sicheren – Strassenlage führt.» Zudem schätzt er es in der kalten Jahreszeit, dass die Heizung in E-Autos schneller warm wird. Und für Kunden wohl noch wichtiger: «Im Vergleich zu einem Verbrenner sind die Servicekosten deutlich tiefer.»

Kollision mit der Realität
Mit Blick in die Zukunft glaubt Patrick Broch nicht daran, dass ab dem Jahr 2035 keine Autos mit Verbrenner-Autos mehr zugelassen sein werden. «Politiker geben zwar gerne solche Parolen von sich, weil sie gut tönen. Aber die Voraussetzungen, dass in absehbarer Zeit nur noch neue E-Autos oder Fahrzeuge mit Brennstoffzelle unterwegs sin, kollidieren meines Erachtens mit der Realität.» Vielmehr vermutet er, dass sich Wasserstoff bei den Nutzfahrzeugen, der dank Brennstoffzellen in Strom verwandelt wird, durchsetzen könnte. Beim Einsatz von E-Fuel (synthetischer Kraftstoff) sieht er in Zukunft Potenzial bei Flugzeugen und Verbrennungsmotoren. «Und bei den Autos und Kleintransportern wird es auch weiterhin solche mit Elektro- und Verbrennermotor geben.»

Nur Schwarz oder Weiss
Ähnlich sieht es auch Pepe Kaufmann, Garagist in Kriens. Sein gleichnamiges Unternehmen ist auf Service und Reparaturen aller Automarken spezialisiert. Viele der Kunden sind KMU. Was Kaufmann feststellt: «Entweder sind die Leute total für oder total gegen Elektromobilität.» Erstaunlicherweise aber aus demselben Grund: der Umwelt. «Während die einen im E-Auto den heiligen Gral sehen, weisen die anderen auf die enorm ressourcenintensive Produktion sowie die problematische  Entsorgung der Akkus hin.» Als Fachmann weiss Pepe Kaufmann, dass die Wahrheit – wie so oft – irgendwo dazwischen liegt. Folgerichtig fährt er privat sowohl einen Verbrenner als auch ein E-Auto – und hat Freude an beidem. Er sagt: «Ich habe schon längst aufgehört, die Leute vom einen oder anderen überzeugen zu wollen.» Sein Motto ist: Das Richtige – am richtigen Ort. Und das gelte für Privatpersonen wie auch für KMU. «Ich berate meine Kunden da absolut neutral.»

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