Unternehmerinnen und Unternehmer in der Politik – bereits auf kantonaler Ebene fällt es den Parteien zunehmend schwer, sie zu einer Kandidatur zu bewegen. Wer für das Wohl eines Unternehmens und der Mitarbeitenden verantwortlich ist, dem bleibt kaum Zeit übrig neben dem Familienleben. Da hat die Politik und ihre langsam mahlenden Mühlen meist keinen Platz. Darum winken viele bei einer Anfrage, ob sie sich ein Mandat auf kantonaler Ebene vorstellen könnten, dankend ab.
Wer für unternehmerische Werte in den Ring der Politik steigt, muss sich entweder Zeit freischaufeln oder den Mitarbeitenden mehr Verantwortung im Unternehmen übertragen. Mindestens 40 Stunden pro Monat, geben Mike Hauser, Beatrix Küttel und Fabian Stadelmann unisono an, wenden sie für die Vorbereitung, die Sessionen und die Arbeit in der Kommission auf.
Gutes Team und gute Organisation
Mike Hauser führt mit seinem älteren Bruder Patrick das Hotel Schweizerhof an bester Lage in Luzern. Er erläutert: «Wir haben ein hervorragendes, eingespieltes Team. Nur darum ist es möglich, so viel Zeit und Herzblut in die Politik zu investieren.» Beatrix Küttel muss sich, wie sie sagt, nur in Spitzenzeiten, wenn auf beruflicher und politischer Ebene alles zusammen kommt, gut organisieren können. Im gemeinsam mit ihrem Mann geführten Betrieb in Weggis ist sie für das ganze Backoffice (Administration, Buchhaltung und Personal) zuständig. «Wir haben eher wenige, dafür grössere Aufträge. Die Büroarbeit kann deshalb gut am Abend erledigt werden.»
Beim Ruswiler Fabian Stadelmann, der sich im Bereich Schreinermontagen selbstständig gemacht hat, ist alles eine Frage guter Planung und Priorisierung der Termine, «damit man noch zum Arbeiten kommt. Aber wenn man sich von allem Anfang an dieses Prinzip hält, erspart man sich viele Unannehmlichkeiten.»
Die Motivation des Trios
Vom zeitlichen Aufwand her hat das Kantonsratsmandat niemanden auf dem falschen Fuss erwischt. Mike Hauser konnte die Beanspruchung abschätzen, weil sein Bruder schon zwei Legislaturen für die FDP im Kantonsrat politisiert hatte. Beatrix Küttel hat den Aufwand, wie sie sagt, realistisch eingeschätzt. Und Fabian Stadelmann war schon das zweite Mal in der Wahlkommission dabei und hatte sich mit dem Thema intensiv befasst.
Aber was treibt sie an, den Mehraufwand eines politischen Engagements auf sich zu nehmen? Geld, so darf angenommen werden, kann ja nicht die Antriebsfeder sein. Fabian Stadelmann tönt schier idealistisch, wenn er festhält: «Für mich ist es sehr wichtig, zukunftsorientiert zu denken. Denn meine Söhne haben es genauso verdient, wie ich aufzuwachsen und zu leben.»
Beatrix Küttel, schon seit 2014 im Gemeinderat aktiv, findet es «sehr motivierend, unseren Lebensraum zu gestalten und ihn auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen anzupassen.» Sie bringe einen grossen Rucksack an Erfahrungen mit und finde es spannend, dieses Wissen in die politische Arbeit einfliessen zu lassen. Mike Hauser will an einer guten Zukunft des Kantons Luzern mitgestalten. «Auch kommende Generationen sollen die Möglichkeit haben, sich zu entfalten. Genauso, wie es uns möglich ist.»
Mike Hauser,
FDP
- Alter: 52
- Wohnort: Luzern
- Zivilstand/Kinder: verheiratet, 1 Sohn
- Politisch aktiv seit: 2020
- Beruf/Position: Unternehmer, Mitinhaber Hotel Schweizerhof Luzern
- Persönliches Motto: Das Glas ist immer halbvoll
Beatrix Küttel,
Die Mitte
- Alter: 50
- Wohnort: Weggis
- Zivilstand/Kinder: verheiratet, 3 Kinder
- Politisch aktiv seit: 2006
- Beruf/Position: Gemeinde-
- rätin, Geschäftsmitinhaberin Küttel Felstechnik GmbH, Kantonsrätin
- Persönliches Motto: Leben und leben lassen
Fabian Stadelmann,
SVP
- Alter: 42
- Wohnort: Ruswil
- Zivilstand/Kinder: verheiratet, 2 Söhne
- Politisch aktiv seit: 2011
- Beruf/Position: Inhaber Stadelmann Schreinermontagen
- Persönliches Motto: Man soll in der Vergangenheit blättern, damit man die Zukunft lesen kann.
Die Bedeutung der Unternehmer
Die persönliche Motivation für ein politisches Engagement führt unweigerlich zur Frage, warum sie es generell für wichtig erachten, dass Selbstständigerwerbende ihre Position auf der kommunalen, kantonalen und nationalen Ebene einbringen. «Die Unternehmen sind die Stütze unserer Gesellschaft. Die Arbeit gibt den Menschen einen Sinn und ein Einkommen, mit dem sie ihren Lebensstandard finanzieren», führt Beatrix Küttel aus. «Die bezahlte Arbeit finanziert unsere Sozialwerke. Wir Unternehmerinnen und Unternehmer haben es in der Hand, ob es unseren Mitarbeitenden gut geht und diese sich im Betrieb wohl fühlen. So tragen wir Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden, aber auch gegenüber der Gesellschaft.» Diese wichtige Kraft müsse unbedingt in der Politik abgebildet sein. «Wenn gesetzliche Änderungen den Handlungsspielraum von Unternehmen zu stark einschränken, ist dies für uns als Gesellschaft nicht förderlich. Darum müssen unsere Stimmen in der Politik vertreten sein.»
Fabian Stadelmann sagt, dass Unternehmer genau wüssten, «wo der Schuh drückt oder Probleme für Firmen vorhanden sind.» Mike Hauser verweist darauf, dass sich Unternehmer täglich mit den Herausforderungen der Zeit auseinandersetzten. «Sie wissen, was es heisst, zuerst das Geld zu verdienen, bevor man es ausgeben kann. Da hapert es in der Politik vielfach.»
Die persönliche Zwischenbilanz
Und wie fällt die persönliche Zwischenbilanz nach einem Jahr kantonaler Politik aus? Fabian Stadelmann denkt, dass sein Engagement für sein Unternehmen wenig Nutzen bringe. «Aber das habe ich auch nicht erwartet. Viel wichtiger ist für mich, gute Rahmenbedingungen für Unternehmer zu schaffen – und das möglichst ohne Pflichten und Verbote.»
Mike Hauser, der seit 2020 schon im Grossen Stadtrat politisiert, freut sich darüber, dass er sehr viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt habe. «Mein Verständnis für Anliegen im ganzen Kanton ist gewachsen. Ich verstehe auch die Zusammenhänge, welche Entscheidung welchen Einfluss auf die Stadt Luzern, aber auch auf Unternehmen haben kann.»
Beatrix Küttel sagt, dass die Arbeit im Kantonsparlament spannend und abwechslungsreich sei. Allerdings bedauert sie, dass «ich bei manchen Geschäften nicht so stark mitdiskutieren kann, da ich nicht in der betreffenden Kommission bin.» Und sie gibt zu bedenken: «Im Parlament mit 120 Personen fällt eine Stimme nicht so stark ins Gewicht wie im Gemeinderat mit fünf Leuten.»