Gebäudeinformatiker: Fachleute für intelligentes Wohnen

Berufsbilder verändern sich, einige kommen hinzu. So zum Beispiel der Beruf «Gebäudeinformatiker/in EFZ». Er entstand aus einer Kooperation zwischen den Berufsverbänden EIT.swiss und ICT Berufsbildung Schweiz und ersetzt den Beruf «Telematiker/in EFZ».

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Unsere Gebäude sind «intelligent». Sie wissen genau, wann sie heizen, das Dachfenster schliessen und die Storen herunterlassen müssen. Und diese Entwicklung in der Gebäudeautomation wird noch weitergehen. Deshalb braucht es Berufsleute, die den wachsenden Ansprüchen an unser «Smarthome» gerecht werden. Der Elektro-Verband EIT.swiss hat dies erkannt und kürzlich zusammen mit ICT Berufsbildung Schweiz den neuen Lehrberuf «Gebäudeinformatiker/in EFZ» entwickelt. 

 

Das Zuhause digital steuern

In der 4-jährigen Grundbildung «Gebäudeinformatiker/in EFZ» lernen die angehenden Berufsleute, gebäudetechnische Systeme wie Heizungen und Lüftungen sowie elektrische Energieverbraucher in ein funktionierendes Netz zu integrieren und sinnvoll zu steuern. Vereinfacht ausgedrückt heisst das: Sie geben Menschen die Möglichkeit, ihr Zuhause – von der Küche über das Heimkino bis zur Sicherheitsanlage – digital via Computer oder Smartphone zu bedienen. Und zwar von jedem beliebigen Punkt der Erde aus. Für den Hausbesitzer bedeutet dies einerseits zusätzlichen Komfort, andererseits weniger Energieverbrauch.

Gut für die Umwelt

Für Martin Schlegel, Präsident von EIT.zentralschweiz, ist die Einführung des neuen Berufsbildes von grosser Bedeutung. Gerade in Bezug auf die Umweltthematik. «Zur Umsetzung der vom Bund beschlossenen Energiestrategie 2050 brauchen wir im Bereich der Gebäudeautomation höchst kompetente Fachleute. Mit dem neuen Beruf machen wir einen wichtigen Schritt in diese Richtung.» Neben einer hohen Fachkompetenz verlangt der Beruf aber auch eine hohe Sozialkompetenz. «Gebäudeinformatikerinnen und -informatiker müssen die Kunden beraten und Lösungen finden, die ihren Wünschen entsprechen», sagt Schlegel. Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Gebäudeinformatik spezialisieren sich die Lernenden in eine der drei Fachrichtungen Gebäudeautomation, Kommunikation & Multimedia oder Planung.

Zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 brauchen wir in der Gebäudeautomation kompetente Fachleute.
Martin Schlegel, Präsident EIT.zentralschweiz

Spürbares Bedürfnis

Die Grundbildung «Gebäudeinformatiker/in EFZ» wird die bisherige Grundbildung «Telematiker/in EFZ» ablösen. Die Bildungsverordnung trat am 1. Januar 2021 in Kraft. Ab August werden die ersten Lernenden ausgebildet. Das Bedürfnis bei den Jungen sei durchaus spürbar, sagt Schlegel. Für David Tassi, Geschäftsführer von ICT Berufsbildung Zentralschweiz, ist das keine Überraschung: «Wer sich für Technik, Informatik und die Zukunft interessiert, der bekommt hier genau das richtige Betätigungsfeld.»

 

Ausbilden im Lehrbetriebsverbund

Auch die Lehrbetriebe zeigen Interesse, geben sich beim Anbieten von Lehrstellen aber noch zurückhaltend. Gemäss Tassi liegt das mitunter daran, dass viele interessierte Unternehmen befürchten, nicht alle erforderlichen Kompetenzen dieses komplexen Berufsbildes vermitteln zu können. Das sei aber kein Grund, ganz auf die Lehrlingsausbildung zu verzichten. «Es besteht jederzeit die Möglichkeit, sich im Sinne eines Lehrbetriebsverbundes mit einem anderen Betrieb zusammenzutun», so Tassi.

 

Weiterbildung ohne Grenzen

Da sich die Systeme in der Gebäudeautomation, in Kommunikation und Multimedia rasant weiterentwickeln, ist für Gebäudeinformatiker eine permanente Weiterbildung unerlässlich. Über eine Berufsprüfung können Lehrabgänger den Titel «Gebäudeinformatiker/in mit eidg. Fachausweis» erwerben, während die Höhere Fachprüfung zum «dipl. Gebäudeinformatiker/in» führt. Beide Lehrgänge sind zurzeit in Erarbeitung. An der Höheren Fachschule sind diverse Bildungsgänge möglich, zum Beispiel zum dipl. Techniker/in HF Telekommunikation, Elektrotechnik oder Informatik. Auch der Weg an die Fachhochschule steht den Lehrabgängern offen – mit dem Bestehen der Berufsmaturität während oder nach der Lehre sogar prüfungsfrei. Hier erlangen die Studierenden zum Beispiel den Bachelor of Science in Telekommunikation, Elektrotechnik oder Gebäudetechnik. Klar ist: Die neue Lehre öffnet viele Türen für eine steile Berufskarriere.

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