Indonesien-Abkommen: Auch das Gewerbe profitiert

Am 7. März 2021 entscheidet das Schweizer Stimmvolk über das Freihandelsabkommen mit Indonesien. Wir haben mit Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, über Freihandel, den
Zukunftsmarkt Indonesien und das Abkommen diskutiert.

Veröffentlicht am

Stefan Brupbacher, der Freihandel steht im Gegenwind. Die USA und China liefern sich einen Handelsstreit. Die Welthandelsorganisation tritt geschwächt auf. Und seit Ausbruch der Covid-Pandemie wird die Forderung nach Protektionismus lauter. Weshalb engagieren Sie sich weiterhin für freien Handel?

Als Direktor von Swissmem setze ich mich absolut überzeugt für eine starke Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie ein. Mit einer Ausfuhrquote von 80 Prozent ist die Bedeutung des Exportgeschäfts für die Branche besonders ausgeprägt. Der Heimmarkt ist schlicht zu klein, um den Fortbestand der Industriebetriebe mit ihren rund 320 000 Arbeitsplätzen zu sichern. Nur dank Freihandel können wir Güter und Dienstleistungen hindernisfrei in der ganzen Welt verkaufen. Bilateralen Freihandelsabkommen kommt dabei eine zentrale Rolle zu.

Inwiefern profitiert das Gewerbe von solchen Freihandelsabkommen?

Wer denkt, Freihandelsverträge kämen nur Grosskonzernen zugute, der täuscht sich. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. 90 Prozent aller Schweizer Firmen, die solche Abkommen nutzen, sind KMU. Sie profitieren auch in ihrer Rolle als Zulieferer für grössere Exportunternehmen, wenn sich diese dank Freihandelsabkommen in neuen Märkten etablieren können.

Am 7. März stimmt die Schweiz über ein Freihandelsabkommen mit Indonesien ab. Heute exportieren wir Güter im Wert von einer halben Milliarden Franken nach Indonesien – eine bescheidene Zahl. Ist Indonesien überhaupt ein interessanter Markt?

Ja. Schon heute gehört das Land mit 267 Millionen Einwohnern zu den 20 grössten Volkswirtschaften der Welt. Bis 2050 wird es sich zum viertgrössten Absatzmarkt der Welt entwickeln. Die Mittelschicht wächst. Gleichzeitig steht die Regierung Indonesiens vor grossen Herausforderungen. Die Infrastruktur des Landes beispielsweise gilt als veraltet. Die Konsumlust der neuen Mittelschicht sowie der grosse Investitionsbedarf in öffentliche Güter eröffnen Schweizer Unternehmen vielversprechende Möglichkeiten.

KMU profitieren als Zulieferer von grösseren Exportunternehmen, wenn sich diese in neuen Märkten etablieren können.
Dr. Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem

Welche konkreten Handelserleichterungen verspricht das Abkommen?

98 Prozent der schweizerischen Ausfuhren werden zollbefreit. Das sind gute Nachrichten – vor allem für in der Schweiz produzierende kleine und mittlere Unternehmen, für die Zölle eine besonders hohe Hürde darstellen. Zudem stärkt das Abkommen den Schutz geistigen Eigentums, beseitigt technische Handelshemmnisse und erhöht die Investitionssicherheit.

Und inwiefern profitiert Indonesien?

Das Freihandelsabkommen eröffnet auch der indonesischen Wirtschaft neues Wachstumspotenzial und trägt zu höherem Wohlstand bei. Der Nutzen geht weit über bessere Exportbedingungen hinaus. 44 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre: Sie brauchen Jobs und eine Perspektive, damit der multireligiöse Staat stabil bleibt. Der Wissens- und Technologietransfer schafft Stellen vor Ort und trägt zum Klima- und Umweltschutz bei. Schweizer Hightech hilft mit, Energie effizienter zu nutzen, Ressourcen zu schonen und die Emissionsintensität zu senken.

Die Gegner ziehen mit der Parole «Stop Palmöl» in den Abstimmungskampf. Was sagen Sie dazu?

Die Schweiz konnte sich mit Indonesien im Abkommen auf ein umfassendes Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Verpflichtungen einigen. Zollrabatte von 20 bis 40 Prozent – keine Zollbefreiung – gibt es nur für nachweislich nachhaltig produziertes Palmöl, und die so importierte Menge bleibt beschränkt. Die Gegner negieren diese Vorteile. Ihre Opposition gilt denn auch mehr dem Freihandel als der Sorge um die Umwelt. Wem aber unsere Industrie am Herzen liegt, wer sich für Innovationen einsetzt und wem Schweizer Arbeitsplätze nicht egal sind, der stimmt am 7. März Ja zum Freihandelsabkommen mit Indonesien.

Modal zum Teilen dieser Seite
  1. Sie befinden sich hier: Home - KGL
  2. Gut zu wissen
  3. Indonesien-Abkommen: Auch das Gewerbe profitiert