Am ersten Donnerstag dieses Novembers strömten die Schulklassen ab neun Uhr morgens in die drei Zebi-Hallen der Messe Luzern. Sie dabei zu beobachten, sei ein Erlebnis, legte Gaudenz Zemp, Präsident des Vereins Berufsbildung Zentralschweiz, mit seiner Rede los. «Weil man alles sieht: Junge Menschen verschiedenster Hautfarben und gemessen an ihrem Alter unterschiedlich weit in ihrer Entwicklung. Viele machen einen positiven Eindruck auf einen, bei anderen kommt hingegen unweigerlich der Gedanke auf, es könnte schwierig werden.» Weil sie kaum Deutsch könnten und keine Unterstützung von den Eltern bekämen. Weil sie keine Vorstellung von der eigenen Zukunft in einer Leistungsgesellschaft, wie die Schweiz eine ist, hätten. Und erst recht keinen Plan, wohin sie sich beruflich entwickeln möchten.
Berufsleute in kompetitiver Schweiz
«All diese Jugendlichen mit unterschiedlichen Voraussetzungen schlurfen heute und morgen in die Hallen rein. Und dann passiert innerhalb von vier Jahren das Wunder der Berufsbildung», betonte Gaudenz Zemp: «Im Qualifikationsverfahren stehen sie dann als ausgebildete Fachleute wieder vor uns. Sie sind fähig, einen Beruf auszuüben, ein Einkommen zu generieren und ein eigenständiges Leben in der kompetitiven Schweiz zu führen.» Das sei vor allem auch den hier im Plenum anwesenden Vertretern aus den Lehrbetrieben, den ÜK-Zentren und Schulen zu verdanken.
Was für die Berufsbildung zählt
Schon zuvor hatte Dusan Milakovic, der Leiter des Amts für Berufsbildung des Kantons Zug und Präsident der Zentralschweizer Berufsbildungsämter-Konferenz ZBK, die Bedeutung der Berufsbildung für die Schweizer Wirtschaft in den Mittelpunkt seines Referats gestellt. 240 Lehrberufe gebe es in der Schweiz, und so schnell wie sich die Welt bewege, so rasant verändere sich auch die Arbeitswelt. «Die Spezialisierung ist ein grosser Vorteil unseres Systems. Die Berfusbildung deckt die Bedürfnisse der Wirtschaft ab – und das ist, was zählt.»
Allen Gesellschaftsschichten, unabhängig von Herkunft und finanziellen Möglichkeiten, ermögliche die Berufsbildung einen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg. «Sie ist ein Integrationsmotor und der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft der Schweiz», hielt Dusan Milakovic fest.
Darum ist es ihm ein Anliegen, dass die Berufsbildung in der Schweiz gestärkt werde. Wie das gelingen soll? Erstens sei sie kontinuierlich den Bedürfnissen der Wirtschaft anzupassen. «Zweitens müssen Berufe, gerade im Handwerk, attraktiver gemacht werden. Gerade vorhin habe ich in einem Newsletter gelesen, dass in diesem Jahr nur drei Viertel der Lehrstellen im Baubereich besetzt werden konnten.» Das habe eine direkte Auswirkung auf die Schweizer Wirtschaft und den Wohlstand. «Es reicht nicht, einfach ein bisschen Marketing zu machen. Wir müssen die jungen Menschen darüber aufklären, welche Möglichkeiten der praktische Berufsweg bietet. Berufsbildung ist ein Sprungbrett für eine glückliche Zukunft.» Und drittens gelte es, die Berufsbildung menschlich zu machen. «Wir müssen die Lernenden nicht nur fachlich ausbilden, sondern auch dazu motivieren, dass sie jeden Tag ihre Arbeit gerne verrichten.»
Zebi-Bilanz 2024
26'000 Personen orientierten sich an den vier Messetagen in einem lebendigen und stimmungsvollen Umfeld über ihre berufliche Zukunft – heuer erstmals auf einer erweiterten Fläche mit drei Hallen der Messe Luzern. Über 500 Schulklassen, also etwa 15'000 Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, 150 Lehrberufe vor Ort zu erleben. Auch nach der Messe bleibt die Zebi eine wichtige Plattform: Von Januar bis Juni 2025 werden in Zusammenarbeit mit dem KGL offene Lehrstellen für den Sommer 2025 vermittelt. Lehrstellensuchende sowie Ausbildungsbetriebe können sich ab dem 2. Dezember 2024 unter zebi-lehrstellenboerse.ch registrieren und in moatlichen Online-Gesprächen ein erstes Bewerbungsgespräch führen.

Sieben Chefexperten treten ab
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden die sieben World-Skills-Teilnehmenden mit Bezug zur Zentralschweiz und zwei der Berufsbildner auf die Bühne gebeten. Mit den 15 Medaillen, die die Schweizer Delegation in Lyon gesamthaft abräumte, liegt sie weltweit auf Platz 3 und in Europa auf Platz 1. Gaudenz Zemp befragte die einzelnen Exponenten und überreichte Geschenke.
Auch die sieben von 100 Chefexperten, die während des Qualifikationsverfahrens 3'500 Experten leiten und nun abtreten, wurden auf der Bühne geehrt. Es sind dies:
- Willy Bissig, Schreiner/in EFZ
- Marcel Blanc, Zeichner/in EFZ Architektur
- Martin Keiser, Tiermedizinischer Praxisassistent EFZ
- Max Lustenberger, Koch/Köchin EFZ
- Ulrich Schweizer, Montagelektriker/in EFZ
- Niklaus Stalder, Zimmermann EFZ
- Jürg Zurkirchen, Fahrzeugschlosser/in, Carosseriespengler/in und Carosserielackierer/in EFZ
Die KGL-Übergabe des Paul-Hürlimann-Preises war der nächste Programmpunkt. Dieser ging heuer an die gehörlose Audry Pentassuglia (siehe KMU-Ausgabe November). Sie liess sich zur Köchin EFZ ausbilden.
Zemp Lobt Entwicklung der Zebi
Zu guter Letzt verabschiedete sich Gaudenz Zemp nach neun Jahren als Präsident des Vereins Berufsbildung Zentralschweiz von der Zebi. Er dankte allen Ausstellenden und strich die sehr gute Entwicklung dieser Messe heraus: «Wichtig war, dass die Zebi von einem Zwei- auf den Einjahres-Rhythmus umgestiegen ist. Die Corona-Pandemie, die eine Absage erforderte, nutzte sie als Chance und löste einen Digitalisierungsschub aus. Die Zebi hat mit ihrer Website nun 365 Tage im Jahr etwas zu bieten.» Er habe extrem Freude am aktuellen Auftritt der Zebi und daran, wie sich Messeleiter Markus Hirt und Messe-Geschäftsführer Markus Lauber über all die Jahre ins Zeug gelegt haben. Sein designierter Nachfolger sei Jérôme Martinu, der ihm bereits auf den Posten des KGL-Direktors gefolgt ist.
Allererstes Zebi-T-Shirt überreicht
Markus Hirt liess es sich nicht nehmen, Gaudenz Zemp gebührend zu würdigen. Dem Weinliebhaber, der im September als Gemeindepräsident von Horw zu arbeiten begann, überreichte er sechs Flaschen eines edlen Tropfens, einen Blumenstrauss für die Ehefrau und das allererste Zebi-T-Shirt. Auf die lange und erfolgreiche Zusammenarbeit stiessen sie mit dem von der Brauerei Locher neu entwickelten Zebi-Bier an.
