Karten-Zahlung: Digitalisierung kommt KMU teuer zu stehen

Bargeldloses Zahlen ist während der Pandemie noch populärer geworden. Das ist keine Überraschung, zumal es allenthalben als hygienischere Variante des Kaufens angepriesen wurde. Doch gerade in dieser Zeit kam es zu einer folgenreichen Systemumstellung. Viele KMU ächzen unter den höheren Gebühren der neuen Debitkarten und finden sich im Spannungsfeld zwischen Marge und Kundennähe wieder.

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Nicht nur gefühlt, sondern zahlenmässig nachweisbar: Bargeldloses Bezahlen mit Karte oder Apps ist durch die Pandemie noch beliebter geworden. Dies zeigt etwa eine Studie der Univesität Zürich von 2021. In einer repräsentativen Umfrage gaben die befragten Internetnutzerinnen und -nutzer an, bei 70 Prozent der Transkationen diese Möglichkeiten genutzt zu haben. Vor der Pandemie lag dieser Anteil bei 55 Prozent.
Just in diesem Umfeld ist es bei den Banken zur Ablösung der bisherigen Maestro-Karten durch die neuen Debitkarten von Mastercard und Visa gekommen. Visuell kaum ein Unterschied – doch Händler und KMU spüren ihn deutlich. Im Gegensatz zu den Maestro-Vorgängern beinhalten  die Transaktionskosten der neuen Debit- und Kreditkarten sogenannte Interbankenentgelte (Interchange fees). Bei der Bezahlung wird diese Gebühr zugunsten der kartenausstellenden Bank automatisch vom überwiesenen Betrag abgezogen.
«Das aktuelle System führt unweigerlich dazu, dass die Banken jene Karten bevorzugen, die die höchsten Interchange Fees versprechen», sagt Henrique Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv im Gespräch mit der Gewerbezeitung. Zudem hängen die Gebühren bei den neuen Karten nun von der Höhe des Preises ab. Bei Mastercard kommen zum Grundtarif von 10 Rappen 0,49 Prozent des Verkaufspreises hinzu (bei Visa sogar 0,95 Prozent). Bei teuren Produkten kommt das die Händler natürlich teuer zu stehen.

Preisüberwacher interveniert – und erreicht Plafonierung  
Schützenhilfe in dieser Sache haben die KMU vom Preisüberwacher erhalten. Dieser hat sich mit der Infrastruktur-Betreiberin SIX einvernehmlich auf eine Obergrenze für Gebühren geeinigt. Sie beträgt 2 Franken für Mastercard-Debitkarten und 3.50 Franken für Visa-Debit- und VPAY-Karten.
Parallel dazu läuft seit Juni 2021 beim Sekretariat der Wettbewerbs­kom­mis­sion (Weko) ein Markt­beo­bach­tungs­verfahren bezüglich der neuen Gebühren. Dieses könnte zu umfassenden Untersuchungen führen.
In der Zwischenzeit bleibt den KMU nur, sich mit den Rahmenbedingungen zurechtfinden und den Spagat zwischen Marge und Kundenservice zu üben.

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