Sie sind seit fast einem Jahr Kantonsrat. Was war für Sie als Unternehmer die grösste Herausforderung?
Nach der Wahl galt es erst den doch eher langsamen Politbetrieb kennenzulernen und die gewisse Trägheit zu verstehen und sich daran zu gewöhnen. Als Unternehmer ist man sich andere Timelines und Zeitachsen gewohnt.
Oft hört und liest man davon, wie schwer es Unternehmern fällt, Betrieb und Politik unter einen Hut zu bringen. Wie ist es bei Ihnen?
Es ist in meinem Fall definitiv nicht immer einfach. Die Politik benötigt viel Zeit nebst den Sessionen. Die Kommissionsarbeit und die verschiedenen Anspruchsgruppen gehen bei einer Kandidatur oft vergessen. Im Prinzip kommen zur Arbeit im Geschäft noch etwa 15 bis 20 Prozent politische Arbeit hinzu. Das muss man wollen und bereit sein, zu geben.
Im Rückblick und mit etwas Distanz: Haben Sie diesen zeitlichen Aufwand vor Start der Legislatur im Sommer eher unter- oder überschätzt?
Unterschätzt. Ich musste sehr schnell lernen, mich abzugrenzen, und konnte nicht jede Einladung der sehr vielen Stakeholder annehmen. Obwohl diese für die Meinungsbildung oft sehr interessant wären.
Haben Sie für Ihr Kantonsrats-Mandat Aufgaben in Ihrem Unternehmen an Mitarbeitende abtreten müssen oder schränken Sie für die Politik Ihre Ferien und Freizeit ein?
Klar übernehmen Mitarbeiter teils mehr Verantwortung, da ich oft ausser Haus bin, aber grundsätzlich macht meine Arbeit niemand anders. Heisst, für die Politik opfere ich sehr viel Freizeit. Respektive arbeite ich dann in der Freizeit für die Firma.
Was ist Ihre Motivation, in der kan-tonalen Politik mitzumischen? Finanziell gesehen lohnt es sich für Sie ja eher kaum.
Die Entschädigung darf definitiv nicht die Motivation sein. Es ist eher ein Sich-Einbringen mit einer inneren Überzeugung, etwas zu verändern.
Warum ist es wichtig, dass sich Unternehmer auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene engagieren?
Weil die unternehmerische Denkweise der Politik unheimlich guttun würde. Als Unternehmer ist man sich gewohnt, Entscheidungen zu treffen und allenfalls auch wieder zu korrigieren. Trotzdem gilt, nicht zu überborden und Investitionen auch stemmen zu können. Leider sind wir Unternehmer aktuell eher am Bremsen, da ein Teil des Rates in erster Linie Geld ausgeben will, ohne zu wissen, woher die Finanzierung genau kommt.
Was für eine Bilanz ziehen Sie nach einem Jahr Erfahrung auf kantonaler Ebene? Inwiefern zahlt sich das politische Engagement für Sie als Unternehmer aus?
Eine positive Bilanz. Auch dank den vielen Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen. Wirtschaftlich sehe ich für mein Unternehmen aktuell noch keinen grossen Vorteil. Aber mich persönlich bringt es weiter, wovon letztlich auch das Unternehmen wieder profitiert.