«Luzerner KMU werden wieder voll durchstarten»

Wie war das Wirtschaftsjahr 2020 aus Sicht der Luzerner Unternehmen? Und wie wird das kommende? Peter With, Präsident des KMU- und Gewerbeverbandes Kanton Luzern, wagt einen Rück- und Ausblick.

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Peter With, wie kommen Sie durch diese schweren Zeiten, beruflich wie privat?

Ich arbeite in der Baubranche, die von den Massnahmen weitgehend verschont geblieben ist. Tatsächlich merken wir während der Arbeit kaum etwas von Corona. Aber auch mich beunruhigen die aktuelle Entwicklung und die Folgen für die kommenden Jahre. In der Familie oder im nahen Umfeld hatten wir keinen Covid-19-Fall. Im Gegensatz dazu hat mich Corona durch meine Arbeit im Verband persönlich stark bewegt.

Welches sind die Probleme, die Ihre Mitglieder zurzeit am meisten beschäftigen?

Abgesehen von den offensichtlichen Beeinträchtigungen ist es sicher die Ungewissheit. Lohnen sich Investitionen? Soll man neue Geschäftsfelder suchen? Oder Mitarbeitende und Lernende einstellen? Wichtig ist erst mal, dass die Bevölkerung die vorgegebenen Regeln und Massnahmen strikt befolgt. Nur so werden die Unternehmer die Hoheit über die eigene Geschäftstätigkeit bald wieder zurückerhalten.

Welche Branchen sind am meisten von der Corona-Krise betroffen?

Es sind viele Branchen sehr unterschiedlich betroffen. Die Eventbranche ist seit Anfang Jahr stillgelegt, hat aber gleichzeitig einen Vorlauf von mindestens einem halben Jahr für die Organisation von grossen Anlässen. Sie wird also noch länger betroffen sein. Dann leidet auch die Tourismus- und Reisebranche, was sich aber wieder bessern dürfte, sobald Reisen wieder möglich sind. Die Gastronomie und der Detailhandel können nur eingeschränkt und deshalb kaum kostendeckend arbeiten. Die Herausforderungen an die betroffenen Unternehmer sind enorm und auch persönlich sehr kräftezehrend.

Der Staat hat schon viel Geld ausgegeben, um gefährdete Betriebe zu stützen. Jetzt legt man mit einer zusätzlichen Härtefallregelung nach. Befürworten Sie das?

Die bereits ausgezahlten Kredite sicherten die Liquidität über die letzten Monate. Die jetzt beschlossenen Härtefallmassnahmen sind für Unternehmen, die über lange Zeit hohe Einbussen hatten und noch haben werden. Wir sind froh, dass hier der Bundesrat und die Regierung des Kantons Luzern auf der Zielgeraden noch einmal aufs Gas gedrückt haben und die Gelder deshalb schon im Februar verfügbar sind.

Verhindern diese kostspieligen Strukturerhaltungsmassnahmen nicht eine Strukturbereinigung, die es auch ohne Corona früher oder später gegeben hätte?

Man kann nicht von einer Strukturbereinigung sprechen, wenn zum Beispiel die gesamte Eventbranche vor dem Aus steht. Wir werden diese Dienstleistungen nach Corona wieder brauchen und können nicht eine ganze Branche wieder aus dem Hut zaubern. Auf der anderen Seite leidet auch der stationäre Detailhandel sehr, der bereits vor Corona durch den Onlinehandel stark unter Druck war. In diesem Bereich wird wohl auch staatliche Unterstützung in vielen Fällen nicht helfen. Um hier eine gewisse Abgrenzung zu machen, erhalten nur jene Firmen Gelder aus den Härtefallmassnahmen, die in den letzten Jahren erfolgreich tätig waren und eine Zukunftsperspektive haben. Für uns sind deshalb national geltende Kriterien bei der Härtefallregelung besonders wichtig, weil es sonst rasch zu Wettbewerbsverzerrungen kommt, die der Kanton Luzern besonders stark spürt.

Welche Tipps geben Sie einer Mitgliedfirma, die durch die Krise einen Kundenrückgang hinnehmen muss?

Kurzfristig muss die Liquidität gesichert und auf bestehende Angebote wie die Kurzarbeit zurückgegriffen werden. Man muss abschätzen, ob die Geschäftstätigkeit nach Corona wieder im gleichen Mass aufgenommen werden kann wie vorher. Ist dem nicht so, muss man als Unternehmer offen sein für Veränderungen und Innovationen. Gerade der stationäre Detailhandel muss Möglichkeiten finden, wie er auf die wohl anhaltend geänderten Einkaufsgewohnheiten reagieren kann. Durch die aktuellen Entwicklungen entstehen auch wieder Nischen und neue Geschäftsfelder, die eine Chance für die Zukunft sein können.

Wie sehr schmerzt Sie die Absage der Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi?

Sehr. Die Zebi ist ein wichtiger Baustein in der Berufsbildung, die ein ganzes Leben prägen kann. Für die Lernenden ist das eine grosse Herausforderung: Sie sollen ihren idealen Beruf finden, können sich aber weder an der Zebi noch an einem Lehrstellenparcours informieren. Viel Verantwortung liegt nun auch bei den Eltern, Lehrpersonen und Berufsverbänden, damit für jeden Jugendlichen ein geeigneter Beruf gefunden werden kann.

Wie wird das Jahr 2021 für die Luzerner KMU-Wirtschaft?

Unsere Unternehmer sind Herausforderungen gewohnt, und sie werden sich auch dieser stellen. Dazu kann aber auch jeder Einzelne an seinem Arbeitsplatz einen Beitrag leisten. Gemeinsam werden wir für bestmögliche Rahmenbedingungen für die Luzerner KMU kämpfen und die auftauchenden Chancen nützen. Ich bin überzeugt, dass die Schweizer KMU-Wirtschaft nach Corona wieder voll durchstarten wird.

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