Die Mobilität in Luzern: Mit riesigen Schritten Richtung Zukunft

Mit dem Durchgangsbahnhof und dem Bypass stehen im Kanton Luzern zwei Jahrhundertprojekte an. Ein Überblick zeigt, wieso diese und weitere Vorhaben so dringend nötig sind.

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Gleich zwei Mammut-Vorhaben sollen dafür sorgen, dass Luzern nicht mehr als Flaschenhals für Auto und Bahn gilt. Und beide Projekte haben kürzlich wichtige Meilensteine erreicht. Zuletzt sorgte der Beschluss von Stadt- und Regierungsrat Anfang Januar für Schlagzeilen. In einer gemeinsamen Absichtserklärung zum Autobahnausbau Bypass und zum Durchgangsbahnhof (DBL) einigen sie sich darauf, sich für eine «zeitnahe Realisierung der beiden für die künftige Mobilität im Kanton Luzern zentralen Schlüsselprojekte» einzusetzen.

So könnte die überdachte Autobahn in Kriens dereinst aussehen.
Quelle: Komitee Chance Bypass

«Wir brauchen beides. Der Bypass und der DBL konkurrenzieren sich nicht, sondern ergänzen sich», fasst es Regierungsrat und Verkehrsdirektor Fabian Peter zusammen. Sie würden Engpässe beseitigen und eine zukunftsgerichtete Mobilität im ganzen Kanton Luzern ermöglichen. Peter: «Der DBL ist unser Wachstumsprojekt und der Bypass unser Entlastungsprojekt.»

Es kommt Bewegung in den Bypass

Die guten Nachrichten aus Kriens haben für Zuversicht gesorgt, dass es mit dem Bypass schneller vorangehen könnte. Bis letzten Dezember schienen die Fronten verhärtet – die Stadt Kriens pochte auf eine vollständige Überdachung der A2 zwischen Sonnenberg- und Schlundtunnel im Rahmen des Bypass-Autobahnausbaus. Der Bund war von der Idee jedoch wenig begeistert. Schliesslich konnte man sich auch hier annähern: Kriens, der Kanton, das Bundesamt für Strassen (Astra) sowie der Gemeindeverband LuzernPlus haben eine Absichtserklärung unterzeichnet. Inhalt: Die Überdachung wird von allen Parteien gemeinsam und ergebnisoffen im Detail überprüft. Das Astra behält sich jedoch vor, eine Einhausung nur zu unterstützen, «soweit sie technisch machbar und finanzierbar ist». 

Hintergrund ist die extreme Kostensteigerung, welche die Krienser Forderung zu Folge hätte. Eine komplette Einhausung würde den Bypass von den bisher geplanten 1,8 Milliarden Franken auf mindestens 2,3 Milliarden Franken verteuern. Die Forderung der Stadt Kriens würde dazu führen, dass zwischen Emmen und Schlundtunnel faktisch ein Autobahntunnel von über 5 Kilometern Länge entsteht. Der Kostensprung ist auf die bereits geplanten Sicherheits- und Lüftungssysteme zurückzuführen. Diese müssten komplett neu konzipiert werden. Das erklärte Ziel aller Involvierten ist, bis Ende 2023 im Konflikt eine gemeinsame Lösung zu finden.

Geplante Linenführung Durchgangsbahnhof Luzern.
Quelle: SBB

Ungeachtet der Diskussion um die Überdachung, läuft die Planung für das Hauptprojekt weiter. Dort gibt es ebenfalls noch einige Herausforderungen zu meistern, zumal aktuell noch Einsprachen hängig sind – unter anderem von der Stadt Kriens. Weitere Einsprachen kommen seitens der Stadt Luzern. Dort werden die nächsten Entwicklungen aufgrund der speziellen Ausgangslage mit Spannung erwartet. Der Luzerner Stadtrat hat sich für die Überdachung in Kriens ausgesprochen und sich so zum Bypass bekannt. Das Stadtparlament hingegen, will die zustimmende Haltung vom Erfolg der Einsprachen abhängig machen.

Ende der Bahn-Sackgasse

Auch beim zweiten Grossprojekt hat der Bund Goodwill für die Luzerner Mobilität bewiesen. Das eidgenössische Parlament hat bereits 2019 entschieden den Durchgangsbahnhof in den Ausbauschritt 2035 für die Bahninfrastruktur aufzunehmen. Die Projektierung inklusive Auflageprojekt kann laut Kanton somit ohne Unterbruch erfolgen. Der Zeitplan sieht eine Realisierung ab dem Jahr 2030 und die Inbetriebnahme 2040 vor. Ab diesem Zeitpunkt wäre Luzern als Sackgassen-Bahnhof definitiv Geschichte.

Doch zuvor wird es wohl noch den einen oder anderen Interessenkonflikt zu lösen geben. Denn wie beim Bypass bestehen natürlich auch beim Durchgangsbahnhof verschiedene Bedürfnisse. Wie etwa im Mai 2021, als die von der Stadt Luzern erarbeitete Testplanung zum Durchgangsbahnhof für heftige Kritik sorgte (siehe Kasten unten).

Spürbare Folgen

Doch nicht nur direkt in und um die Stadt Luzern selbst herrscht Bedarf. Auch die Stadt Sursee muss aufgrund ihres beträchtlichen Wachstums in den letzten Jahren mit mehr Verkehr umgehen lernen. Gemäss offizieller Statistik zählte die Region Sursee Plus Ende 2018 rund 24 200 Einwohnerinnen und Einwohner sowie 19 500 Arbeitsplätze (Stand Ende 2017). Dabei ist die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um über ein Drittel gewachsen. Die Zahl der Beschäftigten stieg in dieser Zeit um rund drei Fünftel. Bis 2035 rechnet man in der räumlichen Entwicklungsstrategie mit einem Bevölkerungswachstum auf rund 27 000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Die Stadt Sursee ist in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen.

Doch die Folgen des Wachstums sind schon in den letzten Jahren zu spüren gewesen. So kommt es vor allem im Bereich Sursee Nord, welcher von Gewerbe und Industrie geprägt ist, immer wieder zu Verkehrsüberlastungen.

Das Problem ist bekannt, die Gebiete Sursee Nord und Zentrum gehören zu den zwölf vom Kanton definierten richtplanerischen Entwicklungsschwerpunkten. Diese werden prioritär behandelt, da ein vorrangiges wirtschaftliches Interesse an der Entwicklung besteht.

Vor Kurzem wurde erstmals bekannt, wie hoch die konkreten Kosten für die nötigen Massnahmen in der Region Sursee werden könnten. Im Entwurf des kantonalen Bauprogramms für die Jahre 2023–2026 sind 49,5 Millionen Franken vorgeschlagen. Zu beachten ist jedoch, dass sich 43 Millionen Franken davon im Topf C mit der niedrigsten Priorität befinden – sprich über Jahre in dieser Warteposition verharren könnten. Das Bauprogramm ist noch bis 28. Januar in der Vernehmlassung und wieviel genau für welches Projekt budgetiert wird, entscheidet am Schluss der Kantonsrat. Der Regionale Entwicklungsträger Sursee-Mittelland, sowie Kanton und Gemeinden planen bis im Frühling weiter über das Gesamtverkehrssystem Sursee zu informieren. 

Planung geht weiter

Am dringendsten ist die Situation bei den Kreiseln Bifang (direkt beim Surseepark) und Schlottermilch. Sie gehören zu den meistbefahrenen Verkehrsknoten in der Region – über 32 000 Fahrzeuge befahren sie täglich. Die geplante Lösung mit Teilunterführungen gilt als effektiv, aber baulich und finanziell sehr aufwändig.  Sie könnten laut Prognosen die Belastung um bis zu 50 Prozent reduzieren. Dies heisst, dass zunächst wohl einfachere Massnahmen zum Zug kommen werden. Dazu gehören vor allem Busspuren und Systeme für die Busbevorzugung, sowie Veloschnellstrassen. Dadurch, dass ÖV und Langsamverkehr attraktiver werden, soll eine weitere Entlastung auf den Strassen stattfinden.

Eine Entlastung tut Not, da der Goodwill für grosse Bauprojekte in der Bevölkerung von der Verkehrssituation abhängt. So argumentierten etwa die Projektgegner beim Abstimmungs-Nein zur Überbauung Therma-Areal im Juni 2020 mit der Überlastung, die sich noch zuspitzen würde.

Damit nicht immer erst reagiert werden muss, wenn die Situation schon schwer erträglich ist, hat der Kanton ein zukunftsweisendes Projekt erarbeitet. «Zukunft Mobilität im Kanton Luzern (ZuMoLu)» soll die Herausforderungen im Verkehr gesamtheitlich angehen und die Bedürfnisse der Bevölkerung abklären.  Die Erkenntnisse sollen in einem Planungsbericht zusammengefasst werden. Dieser soll dann als Basis dienen, um über die langfristigen strategischen Stossrichtungen innerhalb des Kantons zu entscheiden.

Das Projekt ist niederschwellig gestaltet und für alle Interessierte in der Bevölkerung offen. Per Online-Tool kann man sein Anliegen einbringen. Die Vernehmlassung dauert noch bis 11. März 2022.

Die Krienser Stadtpräsidentin Christine Wolf, Regierungsrat Fabian Peter und Astra-Direktor Jürg Röthlisberger (von links).
Quelle: Kanton Luzern

«Wächter» über die Grossprojekte

Öffentlich aufzutreten – das war ursprünglich nicht die Idee der Luzerner Mobilitätskonferenz (LMK). Sie wurde 2016 vom Luzerner Gewerbeverband und der TCS-Sektion Waldstätte als strategische Plattform gegründet. Das Umdenken erfolgte im Jahr 2021: Harsche Kritik von mehreren Seiten an den Luzerner Grossprojekten Bypass und Durchgangsbahnhof, führten dazu, dass die LMK und ihr Präsident, FDP-Nationalrat Peter Schilliger, sich entschieden haben in den Medien Präsenz zu markieren. Dies geschah unter anderem mit der Medienmitteilung «Luzern braucht Bypass und Durchgangsbahnhof», welche die Wichtigkeit beider Grossprojekte für das Gewerbe und die lokale Wirtschaft in Erinnerung rief. Angesichts der immer wieder aufflammenden Zweifel und Bekämpfung von langfristigen und befürworteten Projekten, hat die LMK «eine höhere Verbindlichkeit bei der Planung» gefordert.

Heftige Kritik am Timing

Die LMK nahm auch weiterhin ihre Funktion als «Wächter» über die beiden grossen Mobilitäts-Vorhaben wahr – insbesondere, wenn es zwischen den politischen Ebenen und Instanzen zu Reibungen kam. Letzten Mai sorgte die LMK für Schlagzeilen, als sie die von der Stadt Luzern initiierte Testplanung zum Durchgangsbahnhof heftig kritisierte. Nicht nur kam diese aus Sicht der LMK zur Unzeit, da viele übergeordnete Fragen noch ungeklärt sind. Darüber hinaus wurden in der Vernehmlassung überhaupt keine Fragen zur Anbindung des motorisierten Individualverkehrs gestellt. Die Federführung des Projekts gehöre ganz klar in die Zuständigkeit des Kantons, denn es «handelt sich um ein überregionales Projekt und nicht um eines der Stadt Luzern».

 

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