Das Leben in Afghanistan ist hart. Und oft gefährlich. Deshalb verliess Mohammad Jafari – mit 15 Jahren – zusammen mit seiner Familie sein Heimatland in Richtung Iran. Doch da die beruflichen Perspektiven für junge Menschen wie Mohammad in diesem Land nicht besonders gut sind, beschloss er, nach Europa weiterzuziehen. Über die Türkei gings nach Griechenland, Serbien, Ungarn, Österreich und Deutschland – meistens mit Schiff, Bus, Zug oder auch zu Fuss. Da ihm allmählich das Geld ausging, musste er seinen Traum von einer Zukunft in Finnland begraben und lebte eine Weile in Deutschland. Ohne es zu wissen, überquerte er mal mit einem Kollegen die Grenze zur Schweiz und landete schliesslich zuerst in St. Gallen, dann in Zürich, wo er von der Polizei aufgegriffen wurde und über Basel nach Luzern ins Flüchtlingsheim kam. Die ersten paar Monate im Schulunterricht seien praktisch nutzlos gewesen, da er kein Wort verstand. Über Youtube habe er deshalb angefangen, selber Deutsch zu lernen.
Soziale Verantwortung
Mit gesteigerten Sprachkenntnissen begab sich Mohammad auf Arbeitssuche und bekam im Restaurant Kurhaus Ohmstal eine Praktikumsstelle. Doch die Arbeit entsprach nicht ganz seinen Vorstellungen. Da er bereits im Iran in einer Pilzfabrik gearbeitet hatte, bemühte er sich nun um eine Anstellung bei Wauwiler Champignons. Inhaber Roland Vonarburg lud den Flüchtling spontan in seine Firma ein. «Als Unternehmer habe ich eine soziale Verantwortung, die ich sehr gerne wahrnehme, wenn ich den Willen der Kandidaten spüre.» Das war bei Mohammad absolut der Fall. «Beim Probearbeiten zeigte er sich sehr ehrgeizig und wissensbegierig», erinnert sich Vonarburg. Da Mohammads Deutsch inzwischen auf einem ansprechenden Level war und bei Wauwiler Champignons gerade eine Stelle in der Produktion frei wurde, bekam er eine Chance.
Ausbildung zum Chauffeur
Nach einiger Zeit bot ihm Vonarburg sogar die Möglichkeit, sich zum LKW-Chauffeur ausbilden zu lassen. Eine anspruchsvolle Angelegenheit, wie sich bald herausstellen sollte. Zumal neben der fahrerischen Kompetenz auch viel theoretisches Wissen, selbstverständlich in deutscher Sprache, gefragt ist. Doch Mohammad biss sich durch und bestand die Theorieprüfung wie auch die Chauffeurzulassungsverordnung (CZV) nach mehreren Anläufen. Seit Ende August ist er nun im Besitz des Führerscheins. Eine beachtliche Leistung für den mittlerweile 23-jährigen Afghanen. Doch auch damit gibt er sich noch nicht zufrieden. Mohammad träumt davon, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. «Flüchtlinge haben eine gute Chance in der Schweiz, sie müssen nur wollen und hart für ihre Ziele arbeiten», sagt er.
Unabhängiges Leben
Mittlerweile lebt Mohammad seit fünf Jahren in der Schweiz. Dass er in der Lage ist, sein Leben selber zu finanzieren und nicht vom Staat abhängig zu sein, macht ihn stolz. Sein Lohn erlaubt es ihm sogar, jeden Monat 300 Franken an seine Eltern im Iran zu überweisen. «Das ist mehr als doppelt so viel, wie ein Chauffeur dort verdient», erzählt er. Dafür ist er seinem Arbeitgeber unendlich dankbar. Ebenso zwei ehemaligen Nachbarn in Schötz, die ihn immer wieder unterstützt haben. Und der Fahrschule Stadelmann, die viel Geduld bewiesen und ihm hin und wieder die Kosten für Nachhilfelektionen erlassen hat. Heute lebt Mohammad zusammen mit einem anderen Afghanen in Wauwil, hat aber auch mehrere Schweizer Kollegen, mit denen er viel unternimmt. Jetzt freut er sich aber erst einmal auf seine neue Aufgabe als Chauffeur.