Mensch, Maschine und Computer arbeiten im Berufsfeld Polymechaniker/in eng zusammen. Mit modernsten, computergesteuerten Maschinen wie auch konventionellen Fräs- und Drehmaschinen stellen die Berufsleute Hightech-Werkstücke her. Die fertigen Werkstücke aus Stahl, Chromstahl, Aluminium oder Kunststoff kontrollieren sie mit hochpräzisen Mess- und Prüfinstrumenten. Weiter montieren sie Geräte, Anlagen und Maschinen oder nehmen diese in Betrieb, was häufig auch direkt beim Kunden vor Ort geschieht. Daneben übernehmen sie Wartungen und Reparaturen von defekten Maschinenkomponenten. Kurz: Polymechaniker sind die Alleskönner unter den Mechanikern. Diese Vielseitigkeit hat auch Michael Stettler angesprochen. Der 18-jährige Menznauer hat soeben das 3. Lehrjahr bei der Albrecht Wüthrich Maschinen + Mechanik AG in Wolhusen in Angriff genommen. Zum Beruf kam Michael, der früher Landmaschinenmechaniker werden wollte, über seinen Vater, der ebenfalls Polymechaniker ist. Bei einem einwöchigen Ferieneinsatz konnte Michael seinem Vater mal über die Schultern schauen und war sogleich begeistert.
Höchste Präzision gefragt
In den ersten zwei Ausbildungsjahren konzentrieren sich die Lernenden auf die Grundbildung, in der sie Fertigkeiten wie Bohren, Fräsen, Drehen, Handarbeiten sowie die Montagetechnik erlernen. Am Ende des zweiten Lehrjahres ist eine Teilprüfung abzulegen, die bereits zum EFZ zählt. Im dritten und vierten Lehrjahr erfolgt dann die firmenspezifische Schwerpunktausbildung. Die Grundvoraussetzung zum Erlernen des Berufs ist exaktes Arbeiten. Schliesslich werden hochpräzise Bauteile und Werkzeuge hergestellt, und nicht selten geht es dabei um Tausendstelmillimeter. Zudem darf man auf keinen Fall zwei linke Hände haben. Das hat Michael Stettler nicht. Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört das Fräsen, wie er selber sagt. Egal ob auf CNC, also computergesteuert, oder auf konventionelle Weise.
Gute Perspektiven
Der Beruf des Polymechanikers erfreut sich im Kanton Luzern nach wie vor grosser Beliebtheit. Auch im vergangenen Sommer haben wieder 76 Jugendliche die berufliche Grundbildung in Angriff genommen. Insgesamt absolvieren heute fast 300 Luzerner Lernende die Polymechaniker-Lehre, die vier Jahre dauert und mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abschliesst. Für Martin Spöring, Präsident des Zentralschweizer Branchenverbandes Swissmechanic, ist die Lehre als Polymechaniker/in eine ausgezeichnete Basis und der perfekte Einstieg in die Arbeitswelt, stehen den jungen Berufsleuten doch fast alle Türen offen Berufsleute, die nach der Lehre direkt auf den Arbeitsmarkt steigen, haben dank ihrer breiten Grundausbildung ebenfalls ausgezeichnete Chancen auf eine Festanstellung. Viele Lernende absolvieren lehrbegleitend die Berufsmaturität, die ihnen den direkten Zugang zur Fachhochschule ermöglicht. Das freut auch Martin Spöring. Es gebe in der Schweiz derzeit zu wenig Ingenieure. «Da die Produkte immer komplexer werden, braucht es immer mehr Fachkräfte.» Michael Stettler absolviert die Lehre ohne Berufsmaturität. Nach Abschluss der Lehre in zwei Jahren möchte er zunächst Berufserfahrung sammeln und etwas Geld verdienen. Mit der ferneren Zukunft hat er sich noch nicht genauer befasst. Wer kann es ihm bei diesen Aussichten verdenken?
Anspruchsvolle Grundbildung
Die 4-jährige Grundbildung «Polymechaniker/in» führt zum eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ). In der Regel besuchen die Lernenden im ersten Lehrjahr zwei Tage pro Woche die Berufsfachschule, ab dem zweiten Lehrjahr dann noch einen Tag. Bei sehr guten schulischen Leistungen können sie bereits während der Grundbildung die Berufsmaturitätsschule besuchen und damit ihre Fachhochschulreife erlangen. Die Lernenden arbeiten vor allem in Betrieben der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Branche)
Gute Aussichten für die Weiterbildung
Ausgelernte Polymechaniker/innen haben ausgezeichnete Weiterbildungsperspektiven. Über eine Berufsprüfung können sie zum Beispiel den eidg. Fachausweis als Produktionsfachmann/-frau, Automatikfachmann/-frau oder Technischer Kaufmann/-frau erwerben. Die Höhere Fachschule führt unter anderem zum dipl. Techniker/in HF Maschinenbau, Systemtechnik oder Mikrotechnik. Ein Studium an der Fachhochschule ermöglicht zudem den Bachelor of Science in Maschinentechnik, Systemtechnik oder Automobiltechnik.