Schweizer Berufslehre: Ein konstant gefragtes Exportgut

Während in der Schweiz vermehrt eine Tendenz zur Akademisierung der Bildung besteht, schielt das Ausland sehr interessiert auf unsere bewährtes System der Berufslehre. Bei Bundesstellen und Kantonen gibt es regelmässig entsprechende Anfragen – vor allem mit dem Ziel die Jugendarbeitslosigkeit in den betroffenen Staaten zu senken.

Die Sicht des Auslands auf das Schweizer Berufsbildungssystem, ist treffend im OECD-Länderbericht zusammengefasst: «Die Schweiz macht mehr aus ihren menschlichen Ressourcen als die meisten der anderen OECD-Länder.» Die Gültigkeit dieses Zitats aus dem Bericht 2017 ist weiterhin ungebrochen.
Zahlreiche Staaten kommen dabei zum gleichen Schluss und sehen das duale Berufsbildungssystem der Schweiz mit seiner hohen Arbeitsmarktorientierung als Ursache. In den letzten Jahren haben Bundesstellen wie das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) weit über 300 ausländische Delegationen mit spezifischen Interessen empfangen.

Schwierig 1:1 übertragbar
Das Interesse daran, wie die Schweizer Dinge handhaben, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist natürlich schon länger vorhanden – einen Schub ausgelöst hat die Finanzkrise von 2008, als viele Staaten mit einer plötzlich deutlich höheren Jugendarbeitslosigkeit konfrontiert waren. «Der Druck, nationale Bildungssysteme so zu reformieren, dass die vermittelten Kompetenzen besser mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes übereinstimmen, bleibt bestehen», hat der Bundesrat im Bericht «Die internationalen Aktivitäten der Schweiz im Bereich der Berufsbildung» festgehalten.
Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass ein einfacher «Bildungsexport» in der Praxis nicht funktioniert und man die Schweizer Berufslehre nicht einfach in ein anderes Land transplantieren kann.  Diverse Schwierigkeiten gilt es zu lösen: Oft fehlen Anschlussmöglichkeiten für Weiterbildungen auf Hochschulniveau nach der Lehre, einige Staaten kennen das Konzept von tieferen Lehrlingslöhnen nicht oder haben strenge Mindestlohn-Gesetze. Leider herrscht in vielen Ländern ein gewisser Dünkel gegenüber Berufslehren und sie werden als minderwertig gegenüber anderen Ausbildungen betrachtet. Das durch Tradition und Erfolg gewachsene Prestige der Lehre in der Schweiz, lässt sich nicht einfach auf andere Mentalitäten übertragen.

Von den USA bis zu Indonesien
Trotz dieser Herausforderungen haben Bundesstellen, Verbände und Organisationen diverse Erfolge im Export der Schweizer Berufslehre vorzuweisen. Von der Wirtschaftsmacht Nr. 1 den USA – mit denen durch die Eidgenossenschaft 2018 eine Absichtserklärung unterschrieben wurde, sich intensiver zu Berufsbildungsthemen auszutauschen – bis zu aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländern. Oft im Auftrag von Stiftungen oder Bundesstellen setzt vor allem die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) Projekte vor Ort um. So werden im aufstrebenden Indonesien sehr gesuchte Arbeitskräfte im Bereich erneuerbare Energie ausgebildet. Die Grösse und Intensität der Projekte decken dabei das ganze Spektrum ab. In Serbien, wo die Jugendarbeitslosigkeit je nach Region bis zu 50 Prozent beträgt, werden Junge informell und pragmatisch für den lokalen Arbeitsmarkt bereit gemacht. In Usbekistan werden gleich ganze Reformen der Berufsbildung unterstützt.
In Bulgarien hat das Schweizer Engagement grosse Wirkung gezeigt: Dort wird daran gearbeitet die Lehre in zehn verschiedenen Berufen einzuführen.

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