Selina Arnold, wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie Floristin werden wollen?
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und die Blumen im Garten haben mich immer fasziniert. Schon als kleines Mädchen habe ich gerne für mein Mami bunte Sträusschen gepflückt. Diese Begeisterung ist auch heute noch vorhanden. Es gibt doch nichts Schöneres, als mit einem so vielseitigen Produkt gestalterisch tätig zu sein und Menschen glücklich zu machen. Nach meiner Erstlehre als Zierpflanzengärtnerin EFZ bei Blumen Steiger in Beromünster habe ich gleich die verkürzte Lehre zur Floristin EFZ angehängt.
In diesem Jahr haben Sie auch noch den Fachausweis zur Floristin FA erworben. Was gab den Ausschlag für diese Weiterbildung?
Nach anderthalb Jahren Berufserfahrung arbeitete ich eine Saison lang in Arosa im Service. In dieser Zeit kam mir der Gedanke zur Weiterbildung. Ich wollte etwas Neues lernen und suchte eine Herausforderung. Sehr spontan entschied ich mich für die Berufsprüfung und begann letzten Sommer den berufsbegleitenden, 1-jährigen vorbereitenden Bildungsgang. Seither war ich einen Tag pro Woche am Weiterbildungszentrum Kanton Luzern (WBZ) in Sursee. Dazu kamen sechs 4-tägige Blöcke Praxisunterricht in Rothrist, wo wir Themen wie Event- und Trauerfloristik, aber auch Sträusse und Gefässfüllungen vertieften.
Inwiefern hat Corona Ihre Ausbildung beeinflusst?
Von März bis Juni hatten wir Fernunterricht. Zu Hause am PC hörten wir den Dozierenden zu und bekamen praktische Aufgaben, die wir am Schluss fotografieren und hochladen mussten. Auch wurden die eidgenössischen Prüfungen verschoben. Wir schlossen also nicht wie geplant im Juli ab. Das war letzte Woche der Fall.
Nehmen Sie von dieser speziellen Zeit auch etwas Positives mit?
Dank der Online-Kommunikation konnten wir sicher unsere digitale Kompetenz verbessern. Der grösste Nutzen ist aber ein ganz anderer: Ich habe realisiert, wie wichtig mir der Kundenkontakt ist. Umso grösser war die Erleichterung, als wir den Laden wieder öffnen durften. Dass wir mit Plexiglasscheiben vor dem Gesicht arbeiten mussten, nahm ich dafür gerne in Kauf.
Hatten Sie keine Angst, dass Sie wegen Corona zu wenig gut vorbereitet an die Berufsprüfungen gingen?
Nein. Die Bildungsgangs- und Praxisleiterinnen des WBZ haben sich ausgezeichnet um uns gekümmert, standen jederzeit zur Verfügung und erkundigten sich regelmässig, was wir noch benötigen. Ein Vorteil war auch die Klassengrösse. In einer 9er-Klasse profitierst du sicher mehr als in einer mit 20 Studierenden.
Was bringt Ihnen die Weiterbildung konkret?
Wir haben viele Inputs und Inspirationen fürs praktische Arbeiten bekommen. Ausserdem kenne ich mich jetzt in der Buchhaltung und in Sachen Mitarbeiterführung besser aus. Damit kann ich im Alltag auch mehr Verantwortung übernehmen. Kommt hinzu, dass ich als Floristin FA auf dem Arbeitsmarkt besser aufgestellt bin.
Und Sie hätten die Kompetenzen, um einen eigenen Laden zu eröffnen?
Das ist richtig, steht aber im Moment nicht zur Diskussion. Es braucht heute enorm viel, damit ein Geschäft rentiert. Zudem habe ich zu Hause einen grossen Garten, in den ich viel Zeit investiere. Und ich gehe am Wochenende gerne in die Berge. Aber sag niemals nie.
Berufsprüfung und Höhere Fachprüfung
Jedes Jahr erlangen schweizweit rund 28 000 Berufsleute einen Abschluss der Höheren Berufsbildung. Tendenz steigend. Einen grossen Anteil nehmen die berufsbegleitend zu erwerbenden Berufsprüfungen und die Höheren Fachprüfungen (früher «Meisterprüfungen» genannt) ein. Sie richten sich an Personen mit Berufserfahrung, die ihre Kenntnisse praxisorientiert vertiefen wollen. Für die KMU haben die Berufsprüfungen wie auch die Höheren Fachprüfungen eine grosse Bedeutung. Das Angebot entspricht den Bedürfnissen der Wirtschaft und bietet eine optimale Verbindung von Theorie und Praxis. Auch für die Absolvierenden ist die Höhere Berufsbildung eine lohnende Investition, erzielt sie doch die höchste Bildungsrendite auf Tertiärstufe. Zudem können sie auf finanzielle Unterstützung zählen. Alle anerkannten Lehrgänge im Bereich Tertiär B werden zu 50 Prozent von der öffentlichen Hand unterstützt. Übrigens: Die Höhere Berufsbildung steht allen offen, die ein eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) und 2 bis 3 Jahre Berufserfahrung zum Zeitpunkt der Berufsprüfung vorweisen können.