«Eine Öffnung gibts nur mit einer hohen Durchimpfung»

Immer wieder ein Highlight der Impulsveranstaltung LUZERN 22: der heisse Stuhl mit dem designierten Luzerner Regierungspräsidenten. Dieses Jahr stellte sich Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf den kritischen Fragen von KGL-Direktor Gaudenz Zemp.

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Guido Graf, in Sachen Corona drücken Sie als Gesundheitsdirektor Ihre Anliegen im Regierungsrat einfach durch. Täuscht dieser Eindruck?

Als Regierungsrat bin ich eines von fünf Mitgliedern. Und als Gesamtregierung sind wir stark abhängig vom Kantonsrat. Natürlich hat man als Mitglied der Exekutive aber auch eigene Gestaltungsmöglichkeiten.

Warum habt ihr während der Pandemie IPS-Betten abgebaut?

Wir haben keine IPS-Betten abgebaut. Tatsache ist vielmehr, dass  auf den Intensivpflegestationen zahlreiche Mitarbeitende gekündigt haben. Das ist aber ein schweizweites Problem und ich bedaure diese Kündigungen sehr. Gleichzeitig habe ich Verständnis, dass es Personen gibt, die nicht mehr bereit sind, auf der IPS tagein tagaus unter Volllast zu arbeiten, weil dort zahlreiche nicht geimpfte Covid-Patienten  liegen. Denn diese Art von Hospitalisationen liessen sich vermeiden.

Die Pflegeinitiative will Personalangelegenheiten in der Verfassung festschreiben. Und sie hebelt wichtige Sozialpartnerschaften aus. Habt ihr es verschlafen, die Löhne in den Spitälern anzupassen und für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen?

Tatsache ist, dass wir im Gesundheitswesen schweizweit einen Fachkräftemangel haben. Das ist nicht zuletzt eine Folge der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft. Mit neuen Modellen – und da geht es nicht nur um den Lohn, sondern beispielsweise auch um moderne Arbeitszeitmodelle – versuchen wir das so gut wie möglich aufzufangen. Als Kanton haben wir gemeinsam mit den Spitälern weitere Massnahmen eingeleitet. So etwa bei der Ausbildungsverpflichtung, dem Wiedereinsteigerinnenprogramm oder bei der Überprüfung der IPS-Ausbildung.

Themenwechsel. Im Kanton Luzern haben wir – verglichen mit anderen Kantonen – eine viel zu hohe Kapitalsteuer und eine schwache Umsetzung des STAF, was die Abzüge für Forschung & Entwicklung sowie Patentbox anbelangt. Ist die Regierung hier bereit, im 2022 aktiv zu werden?

Die Regierung ist auf jeden Fall offen. Die Herausforderung liegt beim Parlament. Wir würden viele Dinge gerne tun, aber letztlich liegt es in der Kompetenz des Parlaments.

In der Stadt Luzern haben wir eine viel zu hohe Gymnasialquote von 35 Prozent, in Pfaffnau sind es gerade mal 10 Prozent. Sind die Jugendlichen auf dem Land einfach dümmer?

Natürlich nicht. Und ich wehre mich dagegen, den Berufsbildungsweg gegen den akademischen Weg auszuspielen. Wir haben ein tolles Bildungssystem mit einer hohen Durchlässigkeit. Wir brauchen beides: HochschulabgängerInnen und LehrabgängerInnen.

2023 wird der Regierungsrat erneuert und der Ruf nach einer jungen, grünen Frau ist unüberhörbar. Wie werden Sie in den nächsten anderthalb Jahren jung und grün?

In meinem Alter nehme ich die Herausforderung völlig unaufgeregt an und freue mich auf die Wahlen.

Was wünschen Sie sich von den Unternehmen fürs 2022?

Die Unternehmen stellen Arbeitsplätze zur Verfügung und füllen die Lohnsäckli. Das ist eine grosse – auch sozialpolitische – Verantwortung, die somit in den Händen der Unternehmerinnen und Unternehmer liegt. Dafür gebührt ihnen mein grosser Respekt. Ich selber weiss, was es bedeutet, unternehmerisch tätig zu sein. Die Unternehmerschaft  leistet  einen riesigen Beitrag zum Wohl unserer Gesellschaft und dafür danke ich allen Unternehmerinnen und Unter-
nehmern. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn wir die gute Zusammenarbeit mit den Firmen, aber auch mit den Berufsverbänden, im gleichen Stil wie bis anhin fortführen könnten.

Und was wünschen Sie sich vom KGL fürs neue Jahr?

Der KGL übernimmt viel Verantwortung, und dafür bedanke ich mich ganz herzlich. Sein Engagement in den Bereichen Integration, Ausbildung, Arbeit, Steuern ist von grossem Wert. Alle Menschen, die wir integrieren können und die arbeiten können, sind gesünder. Und letztlich ist es in unser aller Inte-resse, wenn möglichst wenige Personen in der Sozialhilfe landen. Darum wünsche ich mir, dass der KGL weiterhin so viel Elan und Engagement an den Tag legt.

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