SVP-Hartmann und SP-Fanaj: «Zusammen Znacht essen? Auf jeden Fall!»

Im zweiten Wahlgang haben sie mit klarem Ergebnis die Wahl in den Luzerner Regierungsrat geschafft: Armin Hartmann von der SVP und SP-Vertreterin Ylfete Fanaj. Wir haben beiden separat dieselben Fragen gestellt. Ihre Antworten zeigen: Sie haben – selbstverständlich – unterschiedliche Ansichten; auch wenn es ums Verständnis für eine starke Wirtschaft geht. Doch es gibt auch Schnittmengen.

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Frau Fanaj, Herr Hartmann, was bedeutet Ihnen die Wahl in den Luzerner Regierungsrat persönlich – und wie organisieren Sie sich nun in Ihrem privaten Umfeld mit dem neuen Amt?

Armin Hartmann: Die Wahl bedeutet die Rückkehr in die geliebte Exekutiv-Tätigkeit. Ich freue mich, wieder direkt in der politischen Verantwortung zu stehen und an den Ergebnissen gemessen zu werden. Die Wahl bedeutet gleichzeitig aber auch eine grosse Umstellung, da ich damit sämtliche bisherigen Tätigkeiten aufgeben muss. Dies alles loszulassen ist schmerzhaft. Mein Terminplan wird künftig noch dichter und neu zu einem wesentlichen Teil auch fremdbestimmt sein. Daran wird sich auch mein Umfeld gewöhnen müssen. Dennoch werde ich versuchen, mir Freiräume zu schaffen, damit das Privatleben nicht zu kurz kommt.

Ylfete Fanaj: Es ist eine unbeschreibliche Freude für mich und meine Partei, dass wir nach acht Jahren wieder zurück in der Regierung sind. Es ist der Wunsch nach Vielfalt in der Regierung und die Hoffnung auf Veränderung, welche zu diesem Ergebnis geführt haben. Für die Menschen, die mich auf diesem Weg unterstützt haben, aber auch für all jene, die mich nicht gewählt haben, werde ich mit vollem Einsatz mein Amt ausüben. Mein Mann wird sein Pensum reduzieren und die Verantwortung für den Haushalt und die Familienarbeit übernehmen. Für die Betreuung unseres zweijährigen Sohnes können wir ausserdem auf die Hilfe der Grosseltern und einer familienergänzenden Betreuung zählen.

 

Worauf freuen Sie sich als Regierungsrätin und Regierungsrat besonders?

Hartmann: Ich freue mich insbesondere auf die Zusammenarbeit mit dem Parlament. Die Ideen und die Arbeit der Regierung und des Departements vor dem Parlament – auch mal gegen allen Widerstand – zu vertreten, wird eine spannende Herausforderung.

Fanaj: Ich freue mich auf all die Begegnungen und Kontakte mit unterschiedlichen Menschen, auf die Arbeit im Gremium und auf meine Mitarbeitenden im Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD). Auch darauf, die Möglichkeit zu erhalten, den Kanton und seine Zukunft aktiv mitzugestalten.

 

Wovor haben Sie am meisten Respekt hinsichtlich des neuen Amtes?

Hartmann: Nach 16 Jahren Gemeinderat und 16 Jahren Kantonsrat ist es wieder ein Neuanfang. Die Rolle des «Anfängers» zu akzeptieren kann anspruchsvoll sein.

Fanaj: Ich habe grossen Respekt vor unvorgesehenen Krisensituationen, wo Menschenleben in Gefahr sind. In diesen Situationen geht es auch darum, den politischen Überblick zu behalten. Ich weiss aber, dass der Kanton Luzern krisenerprobt ist und wir mit dem Kantonalen Führungsstab im JSD sehr gut auf Krisen vorbereitet sind.

 

Oft hört man den Satz: «Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch den Menschen gut.» Was halten Sie von dieser Aussage? Und was werden Sie als Mitglied der Regierung tun, damit es der Luzerner Wirtschaft gut geht?

Hartmann: Eine gute wirtschaftliche Entwicklung erleichtert die Situation für die Menschen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gleichzeitig hat die Politik dann mehr Spielraum, Bedürftigen unter die Arme zu greifen. Eine gute Wirtschaft allein macht die Menschen aber noch lange nicht glücklich. Dafür braucht es eine Politik, die das Glück der Menschen ermöglicht und eine Gesellschaft, die dieses Glück auch zulässt. Am Schluss, davon bin ich überzeugt, liegt der Weg zum Glück aber in uns selbst, in unserer Eigenverantwortung.

Fanaj: Die Betriebe brauchen genügend und qualifiziertes Personal. Deshalb setze ich mich für eine starke Berufsbildung und wettbewerbsfähige Hochschulen ein. Eine Wirtschaft kann nur gedeihen, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. Als künftige Justiz- und Sicherheitsdirektorin werde ich dafür sorgen, dass die organisierte Kriminalität konsequent verfolgt und geahndet wird.

 

Was verstehen Sie persönlich unter einer «guten Wirtschaft»?

Hartmann: Eine gute Wirtschaft ist in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht nachhaltig. Sie entschädigt ihre Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital fair. Sie agiert vorausschauend und garantiert so, dass sie diese Ziele auch langfristig erreicht. Mit einem innovativen Umfeld ermöglicht sie, dass wir diese Ziele künftig einfacher erreichen.

Fanaj: Ich verstehe darunter eine nachhaltige Wirtschaft, die auch zum Gemeinwohl Sorge trägt und soziale und ökologische Anliegen adäquat gewichtet.

 

Persönliche Frage an Sie, Armin Hartmann: Die SVP gilt – nicht nur in links-grünen, sondern bisweilen auch in bürgerlichen Kreisen – als stur und wenig kompromissbereit. Oft wird Ihrer Partei vorgeworfen, dass sie relevante Themen zwar aufgreift, diese aber reisserisch, stillos oder zumindest mit wenig Fingerspitzengefühl bewirtschaftet. Auch vor so genannt «unheiligen Allianzen» schreckt die SVP nicht zurück, wenn es dem Zweck dient. Wie entgegnen Sie solcher Kritik?

Hartmann: Die SVP ist eine staatstragende Partei, die in den letzten Jahren gerade im Kanton Luzern gezeigt hat, dass sie hinter dem Staat und seiner Regierung steht. Sie hat auch unpopuläre Entscheide mitgetragen. Wenn sich die SVP in Einzelfragen treu bleibt, eine klare Haltung bewahrt und nicht verbiegt, zeugt dies von einem klaren Profil und politischem Rückgrat. Es mag in unserer Partei einzelne Exponenten geben, die zuweilen reisserisch unterwegs sind. Als Partei ist die SVP aber in ihrer Rolle gefestigt. Die «unheilige Allianz» ist überschätzt, denn schliesslich erfolgt sie niemals gesucht. Sie ist vielmehr das Ergebnis individueller Beurteilungen der Polparteien. In der Regel resultiert die gleiche Beurteilung aus unterschiedlichen Gründen – deshalb ist der Begriff «Allianz» da grundsätzlich falsch.

 

Persönliche Frage an Sie, Ylfete Fanaj: Die SP gilt in bürgerlichen Kreisen als wirtschaftsfeindlich. Oft wird Ihrer Partei vorgeworfen, dass sie Steuergeld lieber ausgibt, als sich die Frage zu stellen, woher es kommt: zu grossen Teilen auch von Unternehmen und vermögenden Privatpersonen. Dennoch setzt Ihre Partei gefühlt immer auf dasselbe Prinzip: Steuererhöhungen oder höhere Abgaben für vermögende Privatpersonen und Unternehmen. Wie entgegnen Sie solcher Kritik?

Fanaj: Das ist sehr plakativ. Wir streben eine Verteilungsgerechtigkeit an mit dem Ziel, dass es allen Menschen in diesem Land gut geht.

 

Als Regierungsrätin, respektive Regierungsrat werden Sie auch den Gegenwind Ihrer politischen Kontrahenten zu spüren bekommen. Würden Sie mit Ylfete Fanaj, respektive mit Armin Hartmann privat Znacht essen gehen, wenn Sie dazu eingeladen würden?

Hartmann: Auf jeden Fall! Ich würde wohl über alles Mögliche sprechen mit Ylfete – wahrscheinlich wären wir aber sehr bald wieder bei der Politik…

Fanaj: Aber natürlich – ich würde mich über eine Einladung freuen. Bestimmt könnte Armin mir den Unterschied zwischen staatlich gesteuerter Planwirtschaft und freier Marktwirtschaft erklären.

Hinweis
Die beiden Interviews wurden schriftlich geführt und von der Redaktion zusammengetragen. Die jeweiligen Antworten sind unverändert wiedergegeben. 

Ylfete Fanaj (SP) // KMU-Magazin; Ausgabe Juni 2023

Kurze Frage – kurze Antwort 

Ihr Lieblings-Song alles von Leonard Cohen
Ihre liebste Feriendestination ausserhalb der Schweiz Paris
Ihr politisches/persönliches Vorbild  Judith Stamm
Ihr Lebensmotto Neuer Tag, neues Glück
Ein Zitat, das sie inspiriert Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.
Ihre grösste Schwäche Schoggi
Drei Charakterzüge, auf die sie stolz sind gradlinig, kämpferisch, herzlich
Wo sie den Kopf frei bekommen & Kraft tanken Mit der Familie unterwegs sein in der Natur und ohne Handy.
Richtig glücklich macht Sie…   Das verschmitzte Lachen meines Sohnes.

 

Armin Harmann (SVP) // KMU-Magazin; Ausgabe Juni 2023

Kurze Frage – kurze Antwort 

Ihr Lieblings-Song "Wotans Abschied" 
Aus der Oper "Walküre"
Ihre liebste Feriendestination ausserhalb der Schweiz Kalifornien
Ihr politisches/persönliches Vorbild  Adolf Ogi
Ihr Lebensmotto Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
Ein Zitat, das sie inspiriert "Du bist Dein eigenes Limit"
Ihre grösste Schwäche

Ungeduld – wenn die Technik nicht funktioniert

Drei Charakterzüge, auf die sie stolz sind

Besonnenheit
Bodenständigkeit
Nachsichtigkeit

Wo sie den Kopf frei bekommen & Kraft tanken Auf dem Schiff
Richtig glücklich macht Sie…   wenn andere glücklich sind
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