Von grossen Herausforderungen, feinem Humor und Hinterländer Häppchen

In der zum Ende des letzten Jahrhunderts erbauten Mehrzweckhalle Hiltbrunnen in Altbüron organisierte das Gewerbe Hinterland die Delegiertenversammlung des KMU- und Gewerbeverbandes Kanton Luzern. Der offizielle und informative Teil des Abends ging in Einstimmigkeit und innerhalb von zwei Stunden über die Bühne. Für das gesellige Beisammensein wartete der Organisator mit einer gelungenen Neuheit auf.

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Energisch schüttelte KGL-Direktor Gaudenz Zemp um 17 Uhr des 10. Mai das Glöckchen. Es war der Auftakt zur 129. Delegiertenversammlung. KGL-Präsident Peter With schritt ans Rednerpult und begrüsste die über 170 Delegierten und 50 Gäste, die in einem abgetrennten Teil der Turnhalle Platz genommen hatten. Ein spezieller Gruss ging an die anwesenden Luzerner Ständeräte Andrea Gmür und Damian Müller, an Nationalrat Leo Müller, an den abtretenden Regierungsrat Paul Winiker, an Gastreferentin und HSLU-Rektorin Barbara Bader, an KGL-Ehrenpräsident Ruedy Scheidegger und Altbürons Gemeindepräsidentin Heidy Koffel-Bieri, stellvertretend für alle sechs weiteren Gemeinde-Vorstehenden im Gewerbe Hinterland.

Herausforderndes Geschäftsjahr
Das Einzugsgebiet bilden Altbüron, Fischbach, Gettnau, Grossdietwil, Luthern, Ufhusen und Zell. Mit einem Drohnen-Video machte André Müller, Präsident des lokalen Gewerbevereins, auf die Vorzüge des idyllischen Gebiets im äussersten Winkel des Kantons Luzern aufmerksam. So erfuhr das Plenum zum Beispiel, dass die Gemeinde Ufhusen mit 1647 Sonnenstunden im Jahr die kantonale Nummer 1 ist.  Der offizielle Teil startete mit dem von Zemp vorgetragenen Geschäftsbericht 2022. Er liess die Kernthemen, die den KGL auf Trab hielten, Revue passieren:

  • Fachkräftemangel: Die Personalverantwortlichen in den Luzerner KMUs hätten es streng gehabt. Ein Qualitätsrückgang sei spürbar geworden. Zemp: «Ein hohes Preisniveau bei gleichzeitig sinkender Qualität ist Gift.»
  • Berufswahlparcours: Dieser soll über den ganzen Kanton ausgerollt werden. Neben der Zebi ist der Berufswahlparcours das zweite KGL-Standbein, um die Heranwachsenden bei der Berufswahl zu unterstützen.
  • Lehrstellenbörse Zentralschweiz: Sie ist weniger erfolgreich verlaufen. An den sechs Veranstaltungstagen seien 589 Lehrstellen angeboten worden. «Aber zwischen Unternehmen und Lehrstellensuchenden kam es nur zu 90 Gesprächen.» Das Problem? «Es hat sich in der Kommunikation als herausfordernd herausgestellt, die Lernenden in den Volksschulen zu erreichen.»
  • Härtefallgelder: Diese galten noch bis zum 16. Februar des letzten Jahres. Der KGL vertrat die konsequente Linie, dass «Härtefallgelder für Fixkosten genutzt werden, aber kein Unternehmen damit Gewinn machen darf.»
  • Schutzstatus S: Am 24. Februar lancierte Wladimir Putin Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Schweiz  nahm die Flüchtigen mit dem Schutzstatus S auf. «Die Frage, die es zu klären galt, lautete: Was bedeutet dieser Status bezüglich Integration? Denn Jugendliche kann man nicht einfach drei Jahre lang untätig in einer Zivilschutzanlage lassen.»
  • Strommangellage: Der Ukraine-Krieg bedeutete zunächst einen Anstieg bei den Gaspreisen, «und weil in Frankreich zudem Atomkraftwerke saniert wurden, schnellten die Strompreise in die Höhe.»
  • Gesamtrevision Richtplan: «Wir waren mit unserer bestehenden Arbeitsgruppe gut vorbereitet, um frühzeitig schon vor der Vernehmlassung den Dialog mit dem Kanton zu pflegen.» Einfluss auf dieses Thema haben die stark wachsende Bevölkerung, die Wohnungsknappheit verursacht und die Bodenpreise steigen lässt.

Referentin sorgt für lacher
Weiter ging im Geschäftsbericht ein Dankeschön an die sechsköpfige Gewerbegruppe für deren Arbeit. Gaudenz Zemp erwähnte die Effekte von Corona auf die Zahl der Delegierten vor und nach der Pandemie, er blickte auf die DV in Entlebuch zurück, auf die Prozesse im Zusammenhang mit der Klimaneutralität bis 2050. Darauf würdigte er die Arbeit des Kompetenzzentrums Qualifikationsverfahren (QV) und redete über die beiden KGL-Mandate Luzerner Mobilitätskonferenz und Luzerner Bauwirtschaftskonferenz.

Viel Arbeit wurde in die Digitalisierung im Hinblick auf den Wahlkampf 2023 investiert. Die Mitgliederzahl des KGL erhöhte sich von 13’682 im 2021 auf 13’740. Zemp resümierte das 2022 so: «Der Fachkräftemangel, die Inflation und Strommangellage, die höheren Hypozinsen und der Flüchtlingsstatus S sind alles Chancen für einen Wirtschaftsverband.»
Sein Geschäftsbericht wurde einstimmig, ohne Enthaltung und mit kräftigem Applaus angenommen. Genau das Gleiche sollte für alle weiteren Traktanden, die nach einer Genehmigung durch die Delegierten verlangten, eintreffen.

Zur Jahresrechnung 2022 hielt Gaudenz Zemp fest, dass ein Gewinn von 854 Franken erzielt worden sei. Und ergänzte lakonisch: «Damit haben wir die Erwartung der Analysten übertroffen.» Der KGL weist ein Eigenkapital von gut 713’000 Fr. aus. «Wir sind gut und solide finanziert.»
Mathias Steiner, der später als Revisor wiedergewählt wurde, fand in seinem Review zu Handen der Delegiertenversammlung keine Beanstandung.
Ihr Referat begann Barbara Bader mit einer Prise Humor. «Ich habe meine Kleiderwahl farblich dem Anlass angepasst.» Und den Blick auf Zemp gerichtet verriet sie: «Ihr kennt ja alle den Gaudenz. Er hat mich nicht bloss angefragt, ob ich an der DV ein Referat halten wolle. Er sagte auch gleich noch, wie er es haben möchte. Am liebsten hätten es die Gewerbler, wenn ich direkt zur Sache komme. Und mein Referat dürfe auch provokant sein.» Die Schlüsselbotschaft der neuen HSLU-Rektorin? «75 Prozent der Jugendlichen schlagen den Königsweg der Berufslehre ein. Das Gewerbe ist und bleibt die Schlüsselstelle im Bildungssystem.»

Der Voranschlag fürs laufende Jahr rechnet mit einem Ertrag von 1,739 Millionen Franken und einem Aufwand von 1,738. Der Jahresbeitrag 2024 bleibt unverändert bei 80 Fr. (plus 15 Fr. an den sgv). Auch die Teilrevision der KGL-Statuten, die einer Zwei-Drittels-Mehrheit der Stimmberechtigten bedurfte, wurde diskussionslos angenommen.

Des Regierungsrats letzte Rede
Gaudenz Zemp skizzierte die Schwerpunkte des Luzerner Wirtschaftsverbandes fürs laufende Jahr: Es sind dies die Fachkräftesicherung, die Einführung des Berufsbildungsfonds nach den positiven Erfahrungen im Kanton Zürich, die kantonalen Wahlen mit dem Label «KMU-geprüft», die Präsidenten-Konferenzen GV und BV im September, der  über die Bühne gegangene EVZ-Anlass im Februar, die kantonale Steuergesetzrevision, die Gewerbekammern im Mai und Oktober, der Zentralschweizer Neuunternehmerpreis,  die nationalen Wahlen am 22. Oktober, die Zebi vom 9. bis 12. November und LUZERN 24 am 16. November.

Zum Schluss hielt Paul Winiker eine seiner letzten Reden als Regierungsrat. Er dankte den Unternehmerinnen und Unternehmern für die Sicherung des Milizsystems (Feuerwehr, Militär und Zivilschutz) durch deren Mitarbeitende. «Ich trete nun ab», witzelte Winiker, als er das Rednerpult verliess.

Als Gaudenz Zemp abermals zum Glöckchen griff, war dies das Signal zum Übergang in den geselligen Teil dieses Events. Und dafür liess sich das Gewerbe Hinterland etwas einfallen: Mittels Streetfood-Festival verwöhnte es die Delegierten und Gäste mit lokalen Spezialitäten.

Die nächste DV wird am 8. Mai 2024 im Hitzkirchertal stattfinden.


Mehr Informationen auf
www.kgl.ch/was-wann-wo/delegiertenversammlung23

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