Peter With, alle fünf Jahre passt der KGL seine Strategie an. Welches sind die wichtigsten drei Punkte aus der Strategie 2021 – 2025?
Wie bisher verstehen wir uns auch in Zukunft als staatspolitische Kraft und wollen unseren Kanton mitgestalten. Neu ist, dass wir die Digitalisierung stärker in den Fokus setzen. Sie ermöglicht neue digitale Angebote für unsere Mitglieder aber auch den direkten Kontakt zu den Luzernerinnen und Luzernern, die bei Abstimmungen mit ihrer Stimme die Weichen für die Zukunft stellen. Auch unser internes und externes Dienstleistungsangebot wollen wir pflegen und massvoll erweitern.
Der KGL vertritt neu die Interessen «aller unternehmerisch denkenden und handelnden KMU» und will sich deshalb auch branchenmässig öffnen, was die Mitgliedschaft betrifft. Was ist konkret darunter zu verstehen?
Die Wirtschaft entwickelt sich sehr dynamisch. Während früher im Gewerbeverband vor allem das klassische Handwerk vertreten war, hat der Dienstleistungssektor stark aufgeholt. Bei uns im Verband haben wir Schreiner, Physiotherapeuten und Informatiker mit völlig unterschiedlichen Ansprüchen. Auch die Start-up-Szene zeigt, dass es Modelle gibt, die sich nur schwer in klassische Branchen einteilen lassen. Stattdessen geht es vielmehr um das unternehmerische Denken, das ein KMU als künftiges Mitglied des KGL ausmachen soll.
Der KGL erklärt sich explizit dazu bereit, mit allen politischen Gruppierungen zusammenzuarbeiten, wenn es gemeinsame Interessen zu vertreten gilt – auch wenn diese in anderen Bereichen eine konträre Haltung vertreten. Wo und mit wem können Sie sich so eine Partnerschaft vorstellen?
In einer Demokratie geht es darum, Mehrheiten zu finden. Der KGL betreibt keine Parteipolitik, sondern ausschliesslich Wirtschaftspolitik. Deshalb werden wir bei jeder Sachfrage auch jene Partner suchen, die uns zu diesen Mehrheiten verhelfen. Auf der anderen Seite stehen wir vor grossen Herausforderungen bezüglich Wachstums-, Energie- und Klimapolitik. Hier ist es uns wichtig, mit allen Anspruchsgruppen von links bis rechts im Austausch zu sein. Damit versuchen wir auch, politische Gegner für die wirtschaftspolitischen Auswirkungen von Extremforderungen zu sensibilisieren und mehrheitsfähige Lösungen zu entwickeln.
Der KGL versteht sich selber als «staatspolitische Kraft» und hat in diesem Zusammenhang zweifelsohne einen wirkungsvollen Auftritt in den Medien. Konkurrenziert er damit bisweilen nicht die politischen Parteien?
In unserer Gewerbegruppe unterstützen wir die Arbeit der Kantonsräte mit Informationen zu wirtschaftspolitischen Sachfragen. Auch ein ständiger Austausch mit den bürgerlichen Parteispitzen, der Kantonsregierung und deren Dienststellen in diesen Themen ist uns sehr wichtig. Bei allen anderen Politikfeldern nehmen wir keinen Einfluss.
Der KGL will seine Mitglieder zu politischer Mitwirkung aktivieren. Überschätzen Sie da nicht die Mitwirkungsbereitschaft Ihrer Mitglieder?
Von einem Gewerbeverein erwarte ich, dass er sich für optimale wirtschaftliche Rahmenbedingungen einsetzt. Dies kann er nur, wenn er sich auch aktiv in die Gemeindepolitik einbringt. Bei den Wahlen kann man Gewerbler unterstützen und bei wirtschaftsrelevanten Sachfragen bereits in der Vernehmlassung des Geschäfts Einfluss nehmen. Ein Beispiel: Fragen zu Einzonungen oder Infrastrukturbauten haben sehr grosse Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten einer Gemeinde. Wer sich vor den politischen Entscheiden einsetzt, muss sich dafür nachher weniger ärgern.
Der KGL will als Verband initiativ- und referendumsfähig sein. Warum?
Der KGL ist zwar parteipolitisch unabhängig, aber keineswegs neutral. Wir versuchen deshalb bereits in sehr frühen Stadien, unsere Interessen in die kantonale Politik einzubringen. Sollte es aber trotzdem Entwicklungen geben, die sich negativ auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auswirken, müssen wir als Verband die Möglichkeit haben, mittels Referendum oder gar Initiative Gegensteuer zu geben.
Der KGL unterstützt seine Mitglieder im Hinblick auf die Chancen der Digitalisierung. Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?
Wir werden mit Berichten im KMU-Magazin und mit Infoanlässen die Möglichkeiten der Digitalisierung aufzeigen. Gerade Corona hat gezeigt, dass ein KMU heute bei Cloud-Lösungen, Home-Office, Videokonferenzen und IT-Sicherheit fit sein muss. Gerade kleinere KMU haben da oft die Möglichkeit, ohne grosse Investitionen neue Produkte einzuführen.
Der KGL will neue Dienstleistungsmandate akquirieren. An welche potenziellen Kunden denken Sie da?
Wir wollen vor allem einen professionell durchgeführten Lehrstellenparcours lancieren. Zuerst im Kanton Luzern, später in der ganzen Deutschschweiz. Ausserdem können wir für grössere Branchen- oder Gewerbevereine die Führung der Geschäftsstelle übernehmen. Deren Arbeit wird immer herausfordernder und ist ehrenamtlich kaum mehr zu bewältigen. Mit unserer Erfahrung und Infrastruktur können wir da eine grosse Entlastung bieten.