Ältere Mitarbeitende: Ein noch wenig genutzer Erfahrungsschatz

Der Fachkräftemangel ist harsche Realität für viele Unternehmen – und er wird sich wohl noch weiter zuspitzen. Zahlreiche Firmen konzentrieren sich beim Wettbewerb um Talente überwiegend auf den Nachwuchs. Doch der Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften könnte auch aus der anderen Richtung gelindert werden: Mit mehr aktiven Massnahmen und Investitionen in ältere Erwerbstätige.

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Mehr in die Nachwuchsförderung zu investieren – in Form von attraktiven Ausbildungs- sowie Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf – gilt gemeinhin als Königsweg im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Dabei könnte ein Teil des Mangels mit dem Halten von älteren Mitarbeitenden abgefedert werden. Etwa mit Modellen, die Teilzeitarbeit ab einem gewissen Alter oder Weiterbeschäftigung nach dem ordentlichen Pensionierungsalter fördern.
Wie eine Studie des Versicherers Swiss Life vom letzten Oktober zeigt, bietet ein Grossteil der Unternehmen die Erwerbstätigkeit im Rentenalter grundsätzlich an (87 Prozent). Doch lediglich 8 Prozent fördern es aktiv. Trotz des bereits heute spürbaren Fachkräftemangels, wollen wohl viele Firmen nicht wahrhaben, dass sich die Situation noch deutlich verschärfen. Der Höhepunkt der Pensionierungswelle unter der geburtenstarken Baby Boomer-Generation wird erst um das Jahr 2030 erreicht sein.

Wahrnehmung in Unternehmen ist entscheidend
In der Befragung zeigt sich auch ein Widerspruch zwischen der Perspektive von Unternehmen und älteren Arbeitnehmenden bezüglich der Weiterbeschäftigung im Pensionsalter. So sind  63 Prozent der befragten Unternehmen eher oder klar überzeugt, dass Mitarbeitende eigentlich in der Lage wären bis 66 oder 67 zu arbeiten. Jedoch sind 79 Prozent eher oder klar der Auffassung, dass Arbeitnehmende dies grundsätzlich gar nicht  wollen. Dabei zeigt sich, dass je stärker diese Überzeugung bei einem Unternehmen ist, desto weniger ist es bereit Personen über das ordentliche Pensionsalter hinaus zu beschäftigen.
Diese Wahrnehmung deckt sich nicht mit der Perspektive der Arbeitnehmenden: Fast die Hälfte der befragten 55- bis 70-Jährigen ist oder wäre bereit oder eher bereit gewesen nach der Pensionierung weiterzuarbeiten.

Gesellschaftspolitische Nebeneffekte
Auch gesellschaftspolitisch hat ein aktiverer Umgang mit älteren Mitarbeitenden Nebeneffekte. Je sicherer der eigene Job von 55- bis 64-Jährigen eingeschätzt wird, desto grösser ist bei ihnen die Zustimmung für Erhöhungen des Rentenalters, wie sich in der Studie zeigt. Da durch die Demografie ihr Anteil unter allen Arbeitskräften steigt, werden sie politisch bei den anstehenden Herausforderungen fürs Wirtschaftssystem viel zu sagen haben.

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