Arbeitgeber aufgepasst: Sind Sie ready für die Generation Z?

Es ist so weit: Die viel diskutierte «Gen Z» wird erwachsen und tritt ins Arbeitsleben ein. Junge Berufsleute von heute sind wählerisch, halten wenig von Hierarchien und stellen enorm hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Dies ignorieren oder sich darüber aufregen? Bringt Ihnen als Vorgesetzter wenig. Besser sie arrangieren sich mit den Schwächen und nutzen die vielen Stärken dieser neuen Generation für Ihr Unternehmen.

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Als Nachfolger der Millennials steht die Generation Z bereits im Berufsleben – oder: kurz davor. Viele der zwischen 1997 und 2013 Geborenen beenden aktuell ihre Ausbildung und mit Mitte 20 beginnt für die meisten der Einstieg ins Arbeitsleben. Wie die Generation Z tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt, wird in zahlreichen Studien und Büchern beschrieben, eines der bekanntesten Werke dazu ist «Generation Z» von Christian Scholz aus dem Jahr 2014. Gemäss seiner Analyse teilt die «Gen Z», wie sie abgekürzt genannt wird, einige Eigenschaften mit der Generation Y (Millennials), bringt aber auch neue Eigenschaften mit.

Digitalisierung als Treiber
Die neue Generation gilt im Allgemeinen als selbstbewusster, risikofreudiger und anspruchsvoller. Dass die Gesellschaft gegenüber jüngeren Generationen eher skeptisch eingestellt ist, sprich ihre Einstellung und ihr Auftreten oftmals kritisch hinterfragt, ist dabei kein neues Phänomen. Das war auch in früheren Zeiten schon so – es war damals nur weniger Thema, weder in den Medien, noch im Arbeitsmarkt, noch in der Gesellschaft allgemein. Die Generation Z jedenfalls steht heute prominent im Scheinwerferlicht. Man hört und liest von ihr, sie wird regelmässig kontrovers, teils auch negativ thematisiert – sei’s in den Medien, in Talkshows, am Stammtisch – und ganz besonders stark auch im wirtschaftspolitischen Umfeld. Fakt ist: Führungskräfte und Arbeitgeber müssen sich heute mit der Generation Z auseinandersetzen, sie akzeptieren und fördern. Dazu ist es unerlässlich, ihre charakteristischen Merkmale zu verstehen.

Digitalisierung als Treiber
Menschen, die der Generation Z angehören, werden oft als «Digital Natives» bezeichnet. Im Grunde genommen bedeutet dies, dass es sich um die erste Generation handelt, die vollständig mit der modernen Internet-, Medien- und Technologieumgebung aufgewachsen ist. Laut einer Studie des Instituts für Media Change der Universität Zürich bringen Digital Natives eine besonders grosse Affinität zu digitalen Geräten, Konzepten und sozialen Medien mit. Die Fähigkeit, sich schnell an neue Tools, Technologien und Abläufe anpassen zu können, kann von unschätzbarem Wert sein in einer Arbeitswelt, die sich ständig neu erfinden, verändern und anpassen muss. Das digitale Umfeld prägt die Digital Natives – und umgekehrt. Aufgrund des Überangebots an Informationen müssen Jugendliche und junge Erwachsene heute viel schneller selektieren als früher. Die Aufmerksamkeitsspanne hat sich in den letzten Jahren daher drastisch verkürzt, wie Forscher in einer Studie von 2019 herausgefunden haben. Besonders gut lässt sich dieses Phänomen im Bereich der Nachrichten beobachten. In diese Kategorie fallen auch neu publizierte Stellenangebote im Sinne von Unternehmensnachrichten. Für Unternehmen, die Mitarbeitende suchen, ist dieser Fakt daher besonders zu berücksichtigen.

Besser gebildet, stärker behütet
Wie jede Generation vor ihr wird auch die Gen Z durch das Elternhaus und die Schule geprägt. Eltern, die als «Helikopter-Eltern» bezeichnet werden, führen oft zu einem überbehüteten Verhalten der Kinder. Auch Lehrerinnen und Lehrer begleiten und unterstützen die Kinder heute viel stärker als früher. Es wird integrativ gefördert, auf Lernschwächen oder unübliches Sozialverhalten mit gesonderten Massnahmen reagiert – alles zum Wohle des Kindes, so die Bestrebung. Dieses Betreuungsumfeld prägt die jungen Erwachsenen. Hinzu kommt, dass viele heute im Durchschnitt eine höhere Ausbildung haben als früher und sich somit länger in diesem Coachingumfeld befinden. Deutlich wird dies durch die Maturitätsquote, die zwischen den Jahren 2000 und 2020 von 25 auf 42 Prozent angestiegen ist. Daraus lässt sich ableiten, dass die jüngere Generation in ihrer Jugend mit geringerer Wahrscheinlichkeit berufstätig war. Erfahrungen sowie bereits erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten sind daher auf dem Arbeitsmarkt generell eher weniger anzutreffen als früher.

Mehr Selbstbewusstsein
Viele junge Menschen aus der Gen Z interessieren sich für neue Technologien und neue Herausforderungen. Sie sind gut vernetzt, breit interessiert und wollen Neues lernen. Durch den Wandel weg vom Arbeitgeber- hin zum heutigen Arbeitnehmermarkt, haben junge Berufsleute bei der Jobauswahl heute viele Optionen und ein hohes Standing. Das stärkt ihre Verhandlungsbasis – sie treten selbstbewusster auf und fordern mehr, als das früher je möglich war. Ein kollegiales Arbeitsumfeld ist der Generation Z besonders wichtig. Mehr noch als frühere Generationen wollen sie mit ihren Mitmenschen auf Augenhöhe kommunizieren, von ihnen profitieren, aber auch ihre eigenen Ansichten und Überzeugungen mit einbringen. Dies zeigt die SINUS-Jugendstudie von 2020 und verdeutlicht, dass eine gute Beziehung zu ihren Vorgesetzten der Gen Z besonders wichtig ist. Klassische Hierarchien, wie man noch bis vor 10, 20 Jahren kannte, verlieren dadurch immer mehr an Bedeutung. Im Umgang miteinander suchen die Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z schnelles Feedback. Durch ihre oft gute Ausbildung sind sie bereit und willens, Verantwortung zu übernehmen. Und: sie suchen ständig neue Herausforderungen.

Wichtige Work-Life-Balance
Ähnlich wie bei der Generation Y ist die Loyalität gegenüber dem Unternehmen nicht sehr ausgeprägt und die Wechselbereitschaft – etwa bei neuen Chancen oder wenn es im Betrieb mal Probleme gibt – ist sehr hoch. Viele jüngere Menschen rechnen bei Stellenantritt mit einer Verweildauer von zwei bis drei Jahren im Unternehmen. Dies führt insbesondere bei der älteren Generation zu Unverständnis und Frust.

Aufgrund der demografischen Entwicklung und des daraus resultierenden Mangels an jungen, qualifizierten Fachkräften ist es daher von grosser Bedeutung, diese durch geeignete Massnahmen an das Unternehmen zu binden. Dies belegt eine Studie von Robert Half, die 770 Studierende der Generation Z in den USA und Kanada zu ihrem Verhalten und ihren Präferenzen am Arbeitsplatz befragt hat. Die Work-Life-Balance steht für 28% der Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer der Generation Z an erster Stelle
, gefolgt von einem leistungsgerechten Gehalt mit 26%. Im Durchschnitt wünschen sich 23% einen sicheren Arbeitsplatz und 32% der jüngsten Arbeitnehmer geben an, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Führungsposition anstreben. Gemäss einer ähnlichen Studie der Deloitte AG ist dies bei der Generation Z in der Schweiz sogar noch stärker ausgeprägt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist jedem Dritten dieser Generation wichtig. Gut 50% planen, in den nächsten zwei Jahren den Job zu wechseln. Gründe dafür sind in erster Linie, dass die Arbeit als nicht erfüllend und sinnstiftend empfunden wird. An zweiter Stelle steht die Höhe des Gehalts.

Entwicklungsmöglichkeiten
Doch wie kann ein Unternehmen diese wählerische und vermeintlich sprung-hafte Generation an sich binden? 25% entscheiden danach, wie die Work-Life-Balance im Unternehmen gewährleistet wird und 22% suchen nach Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen. Geprägt durch kürzere Produktlebenszyklen, die stetig wahrgenommenen Veränderungen des Umfeldes sowie generell enorm viele Möglichkeiten auf dem Markt ist die heutige Kurzfristigkeit logisch erklärbar. Doch nicht nur die Älteren leiden unter der immer kürzeren Verweildauer. Der Druck, sich stets neu erfinden zu müssen, dem viele junge Menschen heute ausgesetzt sind, lastet schwer auf der Generation Z.

Fordern – aber nicht überfordern
Die problematischen Verhaltensweisen der Generation Z stellen Arbeitgeber vor neue Herausforderungen. Um den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden und den Berufseinstieg zu erleichtern, müssen klare Ziele und Richtlinien definiert werden. Auch die Anpassung des Führungsverhaltens hin zu einer professionellen, direkten und bedarfsorientierten Führung ist von grosser Bedeutung. Persönlichkeit, Empathie und offenes Feedback sind generell gefragt. Auch die geringe oder fehlende Berufserfahrung junger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von heute sollte beachtet werden. Daher ist es wichtig, jungen potenziellen Mitarbeitern von Anfang an einen realistischen Eindruck vom Arbeitsplatz und dem Arbeitsumfeld zu vermitteln. Dies beugt einer frühzeitigen Demotivation vor und erhöht die Bereitschaft, sich den anstehenden Herausforderungen im Job zu stellen – im Wissen, dass man ernstgenommen und unterstützt wird. Da die Generation Z ein eher idealistisches Bild von der Arbeit hat, das nicht durch viele frühere Tätigkeiten geprägt ist, ist es zentral, dass Führungskräfte die Erwartungen, aber auch die ersten Erfahrungen prägen, um die junge Generation vor frühzeitiger Entmutigung zu bewahren. Die Unternehmen müssen sich selbst und die Arbeit dabei aber keineswegs abwerten. Junge Menschen wollen (und sollen) herausgefordert werden und in ihrem Beruf etwas bewegen. Dieser Wille kann im Rekrutierungsprozess durchaus angesprochen werden.

Gerade kleinere und mittlere, familiengeführte Unternehmen können mit Kollegialität und Verantwortung bei der Gen Z punkten.

Als KMU eigene Vorzüge betonen Vorsicht ist jedoch bei der Einbindung in schwierige und wichtige Entscheidungen geboten: Durch die noch geringe Berufserfahrung überfordern solche die Gen Z vergleichsweise schnell und können für Verunsicherung sorgen. Herausforderungen werden generell jedoch gerne angenommen und auch anspruchsvolle Aufgaben werden effizient erledigt. Ihr Optimismus und die Lernbereitschaft erlauben es, dass sich junge Leute der Gen Z immer weiterentwickeln. Das sollte durch entsprechende Angebote am Arbeitsplatz gefördert werden. Zudem sollte die Vorliebe für neue Medien sowohl bei der Weiterbildung als auch im Rekrutierungsprozess berücksichtigt werden.

Das sieht Yannick Blättler, CEO der Neoviso AG, so. Sein in Kriens domiliziertes Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Graben zwischen Generationen auf dem Arbeitsmarkt zuzuschütten und dadurch Arbeitgeber und junge Stellensuchende näher zusammenzubringen. Laut Blättler wünscht sich die jüngste Berufsgeneration ein herausforderndes, aber auch offenes, kollegiales und respektvolles Arbeitsumfeld (siehe auch Seite 11). Zudem ist das flexible Gestalten von Arbeitszeit und Arbeitsinhalten ein wichtiger Faktor bei der Wahrnehmung der Attraktivität potenzieller Arbeitgeber. Insbesondere im Umfeld von KMU ist diese Flexibilität oft (noch) schwierig umzusetzen.

Wie also damit umgehen? Wichtig ist laut Blättler, dass man seine individuellen Vorteile herausschält und hervorhebt. Interessanterweise, so Blättler, sind es vor allem die kleineren und mittleren, familiengeführten Unternehmen, bei denen die Werte «Kollegialität» und «Verantwortung des Einzelnen» sehr stark mit den Werten der jungen Generation korrelieren. Hier bieten sich KMU also Chancen, sich von grösseren, oftmals bekannteren Konzernen abzuheben. Durch eine stärkere Vermarktung der Unternehmenswerte, des Teamspirits und der Vorteile des klein- und mittelständischen Unternehmertums erhöht man also massgeblich die eigene Relevanz bei der Gen Z und kann so Defizite erheblich kompensieren.

In Web und digitales investieren
Da die Gen Z eine hohe Affinität zum Internet hat, ist es für Unternehmen wichtig, ihr Online-Angebot anzupassen und wichtige Informationen übersichtlich auf der Website zu präsentieren. Informationen zu offenen Stellen, zum Karriereverlauf oder zu gesuchten Profilen sollten möglichst einfach und übersichtlich dargestellt werden. Da junge Internetnutzerinnen und -nutzer Informationen schnell verarbeiten und sich nur kurz auf einzelnen Seiten aufhalten, ist es von zentraler Bedeutung, dass sie sofort finden, wonach sie suchen, und sich schnell angesprochen fühlen. Am erfolgreichsten sind heute kurze Film-Clips. Innert weniger Sekunden können damit Berufsbilder erklärt, Image geschaffen und so das Interesse der Zielgruppe geweckt werden. Für mehr Online-Präsenz können auch ergänzende Kanäle und Social Media sehr wertvoll sein. So sind gerade Plattformen wie TikTok, YouTube und Instagram wichtige Mittel, um junge Menschen zu erreichen, anzusprechen und abzuholen.

Potenzial nutzen für die Zukunft
Unternehmen, denen es gelingt, junge Arbeitnehmer zu rekrutieren und durch eine entsprechende Anpassung der Arbeitskultur ans Unternehmen zu binden, werden durch die besonderen Eigenschaften dieser Generation belohnt. Sie profitieren von innovativem Denken, schneller Auffassungsgabe, Neugierde, Lernfreude und einer enorm hohen Technikaffinität. Darüber hinaus kann die Generation Z ein Unternehmen bereichern, indem sie einen sehr schnellen Zugang zu modernen (auch künftigen, neuen) Technologien schafft und sich in solchen Umgebungen übermässig schnell zurechtfindet.

Auf diese Weise können Unternehmen einen Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung in Gang setzen, was beiden – dem Unternehmen und der Belegschaft – letztlich zugutekommt. Last but not least werden der eingeleitete Kulturwandel und die technologischen Hilfsmittel, die die Digitalisierung mit sich bringt, auch älteren Arbeitskollegen so wie Kundinnen und Partnern einen echten Mehrwert bieten.

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