«Die SwissSkills-Medaillen lassen sich erklären»

Was ist ausschlaggebend für den Erfolg an Berufsmeisterschaften? Sind es die Schulnoten? Ist es harte Arbeit? Oder vielleicht Naturtalent? Die Studien von Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm liefern teils erstaunliche Erkenntnisse.

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Die Schweizer Berufsbildung ist top. Immer wieder kehrt unser Berufsnachwuchs mit Medaillen von internationalen Wettbewerben zurück. An den WorldSkills 2017 in Abu Dhabi waren es 20, an den WorldSkills 2019 in Kazan 16. Doch was steckt eigentlich hinter solchen Spitzenleistungen? Welche Rolle spielt dabei das Umfeld? Und wie wirkt sich der Erfolg auf die berufliche Laufbahn aus? Um das herauszufinden, befragte die bekannte Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm im Sommer 2016 200 junge Männer und Frauen, die an den SwissSkills 2014 oder einer anderen Berufsmeisterschaft einen der ersten drei Plätze belegt hatten. Bei einer zweiten Umfrage – diesmal mit den SwissSkills-Teilnehmern von 2018 – wurden die Ergebnisse mehrheitlich bestätigt.

Schulnoten sind zweitrangig

Was bei beiden Studien ins Auge sticht: Nicht alle Medaillengewinner kamen mit einem sehr gut bepackten Schulrucksack in die Berufslehre. 36% der Befragten haben einen mittleren, 20% einen bescheidenen und 44% einen hohen Schulabschluss. Jede dritte Person bezeichnet ihre schulischen Leistungen rückblickend als mittelmässig oder sogar schlecht. Viele konnten ihr Potenzial also erst in der Berufslehre so richtig entfalten. Damit ist auch klar, dass den Medaillengewinnern der Erfolg nicht in die Wiege gelegt wurde. Der Weg an die Spitze war in den meisten Fällen zeitintensiv und entbehrungsreich. 85% trainierten auch an den Wochenenden, vor allem jene, die sich nicht während der Arbeitszeit vorbereiten durften. 43% nahmen Ferientage oder gar unbezahlte Ferien von einem Monat bis über ein halbes Jahr. Folglich berichtet rund ein Viertel der Befragten über Lohneinbussen. Unter der intensiven Vorbereitung litten zudem die sozialen Kontakte. Bei 24% der Befragten sei die Familie zu kurz gekommen, bei 21% Freund oder Freundin.

 

Erfolg erhöht Karrierechancen

Eine letzte wichtige Erkenntnis: Die Teilnahme an den Meisterschaften hatte für die meisten Athleten positive Auswirkungen – auf persönlicher, strategischer und beruflicher Ebene. Dazu gehören etwa die Vergleichsmöglichkeit mit anderen Berufsleuten der Branche, die Entwicklung neuer fachlicher und anderer Fähigkeiten, der Aufbau eines Netzwerks sowie erhöhte Karrierechancen. Für 57% der Medaillengewinner resultierte letztlich ein markanter beruflicher Aufstieg in eine höhere oder sogar leitende Position.

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