«Ein aufgestellter Junge, der dem Team gut tut»

Der diesjährige Paul-Hürlimann-Preis geht an Silvano Buob. Obwohl seit frühester Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen, meisterte der Ruswiler alle Herausforderungen souverän und schloss diesen Sommer seine EFZ-Lehre als Produktionsmechaniker erfolgreich ab.

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Als Silvano Buob kürzlich telefonisch mitgeteilt bekam, dass er den Paul-Hürlimann-Preis gewonnen hat, glaubte er zuerst an einen Scherz. «Ich dachte, da will mir jemand etwas verkaufen», erinnert sich der 23-jährige Ruswiler. Als er dann realisierte, welch frohe Botschaft ihm Iris Heer vom KGL gerade überbrachte, war er total happy. Dass er sich den mit 1000 Franken dotierten Preis verdient hat, ist unbestritten. Silvano ist seit seinem 2. Lebensjahr querschnittgelähmt, nachdem ein Stapler umkippte und ihn unter sich begrub. Sein Schicksal meisterte er in bewundernswerter Manier, absolvierte die Primarschule und Sek wie alle anderen Kinder. Die Berufswahl war aber nicht ganz einfach. Denn Silvano wollte nicht – wie die meisten Rollstuhlfahrer – einfach das KV machen und sein ganzes Berufsleben im Büro verbringen. Eine handwerkliche Ausbildung musste es sein. Durch seinen Bruder kam er auf die Firma Kurmann Technik AG in Ruswil, wo er schnuppern und anschliessend ein 3-wöchiges Praktikum absolvieren durfte. Dabei stellte sich heraus, dass eine Lehre im mechanischen Bereich durchaus realistisch ist. Allerdings nicht als Kleingerätemechaniker EFZ, wie es ursprünglich angedacht war. Dafür hätten Silvanos schulische Leistungen nicht genügt. So stieg er mit der 2-jährigen Lehre als Mechanikpraktiker EBA ein und hängte dann direkt die verkürzte Lehre als Produktionsmechaniker EFZ an, die er diesen Sommer mit der guten Note 4,9 abschloss.

Unterstützung von allen Seiten

Die Lehrzeit brachte einige Herausforderungen mit sich. Doch für Silvano gilt die Devise: «Geht nicht, gibt’s nicht!» Zunächst liess er sich vom Schweizerischen Paraplegikerzentrum SPZ in Nottwil einen höhenverstellbaren Spezialrollstuhl anfertigen, der es ihm ermöglichte, auch die oberen Regalen und Schubladen zu erreichen oder auf Augenhöhe mit Kunden und Mitarbeitern zu diskutieren. Auch der Betrieb unternahm einige Anstrengungen, um Silvano den Arbeitsalltag zu erleichtern. Unter anderem liess Berufsbildner Jost Amrhyn einen Treppenlift einbauen, sodass Silvano die Pausen zusammen mit allen anderen Mitarbeitern verbringen konnte. Und wenn er doch mal irgendwo anstand, konnte er jederzeit einen Mitarbeitenden um Hilfe bitten. Keine Frage: Der Aufwand hat sich gelohnt. Nicht nur für Silvano, sondern auch fürs Unternehmen. Amrhyn: «Er ist ein sympathischer, aufgestellter Kerl, der dem Team gut tut.» Zudem herrsche im Betrieb heute eine noch bessere Ordnung. «Die Mitarbeitenden achten sehr genau darauf, dass sie keine Paletten oder Schläuche rumliegen lassen, die für Silvano zu unüberwindbaren Hindernissen werden könnten», erklärt Amrhyn.

Festanstellung im Ersatzteillager

Nach dem erfolgreichen Lehrabschluss durfte Silvano bei Kurmann Technik bleiben. Zurzeit arbeitet er vorwiegend im Ersatzteillager und ist im Verkauf tätig. Dazwischen kümmert er sich in der Werkstatt um den Service an Kleingeräten wie etwa Motorsägen. In welchem Pensum er künftig arbeiten wird, versucht man gerade zusammen mit der IV herauszufinden. Aus seiner Lehrzeit war es Silvano nicht gewohnt, fünf Tage pro Woche zu arbeiten. «An diesen Rhythmus muss ich mich erst noch gewöhnen», erklärt er. Dies obwohl er regelmässiger Gast im Fitnesscenter ist und sein Oberkörper an jenen eines Spitzensportlers erinnert. Was seine mittelfristige berufliche Zukunft angeht, hat Silvano bereits klare Vorstellungen: «Ich will Autos verkaufen.» Zu diesem Zweck möchte er demnächst eine Handelsschule absolvieren. Auch privat macht er Nägel mit Köpfen. Vor kurzem konnte er einen Teil des elterlichen Hauses übernehmen, wo er nun mit seiner Freundin zusammenlebt. Wenn es die Zeit erlaubt, fährt Silvano gerne Quad. Nachdem er sein Fahrzeug auf Handschaltung umfunktionieren liess, baute er eigens ein starkes Magnet ein, das seine Füsse im Fahrzeug festhält. Ansonsten ist er gerne mit seinem Auto unterwegs, geht mit Kollegen in die Ferien. Zuletzt waren sie vor drei Jahren auf Mallorca.

Ein Znüni offerieren

Was er mit dem Preisgeld von 1000 Franken anstellen wird, weiss Silvano noch nicht. «Ich muss wohl im Betrieb ein rechtes Znüni offerieren», sagt er lachend. Der Rest soll als Zustupf für seine nächste Reise dienen. Im kommenden Winter möchte er an die Wärme, zum Beispiel nach Thailand. Rollstuhl hin oder her.

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