QV 2021: 7500 Prüfungen fast ohne Anpassungen

Nachdem 2020 die schriftlichen Prüfungen abgesagt werden mussten, fand das Qualifikationsverfahren in diesem Jahr schon fast wieder im Normalbetrieb statt. Das freut auch Prüfungsleiter Roger Maurer. Hektische Wochen sind ihm wesentlich lieber als Ungewissheit.

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Roger Maurer, wie lief das QV 2021?

Die Prüfungen konnten in praktisch allen 291 Berufen regulär, sprich ohne Anpassungen, durchgeführt werden. Das ist sehr erfreulich, zumal man ja nicht voraussehen konnte, wie sich die epidemiologische Lage im Jahr 2021 entwickeln würde. Insgesamt haben wir wiederum fast 7500 Prüfungen durchgeführt. Was mich ebenfalls freut: Die Erfolgsquote lag wie schon im letzten Jahr bei 95 Prozent. Das war nicht unbedingt zu erwarten.

Warum nicht?

Weil die aktuellen Kandidatinnen und Kandidaten ein Jahr länger mit den speziellen Voraussetzungen zu kämpfen hatten. Die betriebliche Ausbildung lief vielerorts anders als gewohnt, einige Lehr-
betriebe machten Kurzarbeit oder mussten sogar schliessen. Und die Berufsfachschule fand über längere Zeit im Fernunterricht statt.

Arg gebeutelt war unter anderem die Gastrobranche.

Richtig. Die Gastrobetriebe waren über Monate geschlossen, und so konnte man kaum abschätzen, wie die Lernenden abschliessen. Doch die Gastrobranche hat in den letzten Monaten grosse Anstrengungen unternommen, um ihre Lernenden auf den erforderlichen Stand zu bringen und ihnen eine faire Chance auf ein erfolgreiches QV zu bieten. Mit Erfolg: Die Resultate lagen etwa auf Vorcorona-Niveau. Chapeau vor dieser Leistung.

Auch im Gesundheitsbereich gab es einige Anpassungen, oder?

Das stimmt. Bei den Fachleuten Betreuung haben die nationalen Verbände schon früh entschieden, anstelle der praktischen Prüfung auf eine Betriebsbewertung zu setzen. Auf die Ergebnisse hatte das aber kaum einen Einfluss. Wie ich feststellen konnte, haben die Betriebe bei ihren Lernenden sehr genau hingeschaut und sie ihrer Leistung entsprechend bewertet.

Wie beurteilen Sie den gesamten Aufwand aus Sicht des KQV?

Die Prüfungen erstreckten sich über einen längeren Zeitraum. Die letzten fanden am 8. Juli statt. Der Grund lag vor allem darin, dass in vielen Berufen kleinere Gruppen gebildet wurden. Zum Beispiel beim Fachmann Betriebsunterhalt, bei den Berufen im Autogewerbe oder in der Baubranche. Unter dem Strich war unser Aufwand rein stundenmässig zwar etwas grösser als im Vorjahr. Trotzdem war dieses QV für uns angenehmer, weil wir aufgrund der letztjährigen Erfahrung auf alle möglichen Situationen vorbereitet waren. So oder so möchte ich meinem Team ein Kränzchen winden.

Inwiefern?

Martina Fankhauser, Stephanie Bucher und Stephanie Felber haben in den letzten Wochen einen besonderen Effort geleistet. Seit dem Start der Notenverarbeitung Mitte Juni standen sie beinahe rund um die Uhr im Einsatz, um die Schulen zeitgerecht mit den EFZ und EBA bedienen zu können. Schliesslich haben wir es geschafft, sogar zwei Tage früher als gefordert.

Was steht für Sie und Ihr Team jetzt noch an?

Zurzeit bearbeiten wir noch die eingehenden Einsprachen. Dann muss das Finanzielle geregelt werden, zum Beispiel die Verrechnung von Raum- und Materialkosten sowie die Honorierung der rund 3500 Expertinnen und Experten. Das dauert erfahrungsgemäss noch ein Weilchen. Und nach dem QV ist bekanntlich vor dem QV. Bereits im Oktober starten wir mit den ersten Arbeiten für 2022.

Sind da bereits Änderungen geplant?

Nein. Ich hoffe, dass Corona bis dahin weiter in den Hintergrund tritt. Einschränkungen und Ungewissheiten machen uns – und sicher auch den Berufsverbänden – deutlich mehr zu schaffen, als wenn alles nach Plan läuft. Deshalb wünsche ich mir für 2022 ein ganz «normales» QV.

Kompetenzzentrum Qualifikationsverfahren

Was ist eigentlich die Aufgabe des Kompetenzzentrums Qualifikationsverfahren (KQV)? Im Auftrag der kantonalen Dienststelle Berufs- und Weiterbildung (DBW) organisiert es die Qualifikationsverfahren der beruflichen Grundbildung. Als Teil der Geschäftsstelle des KGL verfügt das Kompetenzzentrum über einen sehr guten Kontakt zu den Berufsverbänden. Das 4-köpfige Team koordiniert die Teil- und Schlussprüfungen sämtlicher Berufe. Im Kanton Luzern stehen an den Prüfungen jeweils 94 Chefexperten und rund 3500 Experten im Einsatz. Zu den Aufgaben des Kompetenzzentrums gehört auch das Erstellen der Fähigkeitszeugnisse, Notenausweise und Ehrenmeldungen in knapp 300 Berufen inkl. Branchen. Im Auftrag der Kantonalen Prüfungskommission werden die negativen Resultate verschickt und die Einsprachen für die Besprechung innerhalb der Kommission vorbereitet. Zu guter Letzt werden die Prüfungskosten in Rechnung gestellt und die Expertenhonorare ausbezahlt. Im Bild (von links): Das KQV-Team mit Prüfungsleiter Roger Maurer und den Sachbearbeiterinnen Martina Fankhauser, Stephanie Bucher und Stephanie Felber.

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